Vier Bücher über Erinnerungen

Sie können wundervoll sein, wenn sie aus dem letzten Urlaub stammen oder von geliebten Menschen handeln. Wenn sie verloren gehen, wird es schwer sich zurechtzufinden im Leben.  Und wenn man in ihnen lesen kann wie in einem Buch wird es besonders spannend und manches Mal auch gefährlich. Und dann sind da noch die Regeln, an die sich zu erinnern lohnt, weil sie unser Zusammenleben einfacher machen.

In diesen vier Büchern haben Erinnerungen ganz unterschiedliche Bedeutungen, viel Spaß beim Lesen!

Die Bibliothek der verborgenen Erinnerungen

Dally vermisst ihren warmherzigen Großvater und wird nach seinem Tod durch eine geerbte Schatzkarte zu einer außergewöhnlichen Bibliothek geführt, die nur für wenige Menschen sichtbar ist. Dort werden Geheimnisse aller Art in Büchern aufbewahrt und können nicht nur gelesen, sondern buchstäblich miterlebt werden. Ob kleine Heimlichkeiten oder große Familiengeheimnisse, Dally ist bald geradezu süchtig nach diesen mittäglichen Abenteuern. Zum Glück läuft die Zeit innerhalb der Bibliothek viel langsamer, als im realen Leben. Ihre autoritäre Mutter würde eine Unterbrechung des streng getakteten Tagesablaufs ihrer Tochter nie erlauben. Nach dem Tod von Dallys Vater hat sie die Leitung des Firmenimperiums des Peteharringtonclans übernommen und hat seither eher eine geschäftliche Beziehung zu Dally, als eine mütterliche. Umso erstaunter ist Dally, ihre Eltern mithilfe der Geheimnis-Bücher als junges Paar zu erleben, verliebt und voller Pläne. Aber das ist nicht die einzige Überraschung, die die Bibliothek für Dally bereithält. Sie segelt mit ihren Vorfahren auf einem Piratenschiff, erlebt Rassismus in den 60er Jahren und findet nach und nach ihre eigene Identität. Eine sehr spannende Geschichte, die durch die vielen Zeitstränge ausgesprochen spannend ist und ganz nebenbei jede Menge Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen vermittelt. Ein schönes Geschenk für Bücherratten und solche die es werden wollen oder sollen;)

Kekla Magoon: Die Bibliothek der verborgenen Erinnerungen, 432 Seiten, gebunden, 14,5×22 cm, ISBN: 978-3-423-64127-2, Dtv Reihe Hanser 2025, € 16, empfohlen ab 11 Jahren

Wie wir durch die Zeit reisten und die 10 Gebote retteten

Naomi kann es kaum glauben: Was macht ihr Onkel Aaron da? Was soll dieses Goldene Kalb und wo ist eigentlich Mose – sollte der nicht längst zurück sein vom Berg Sinai? Es ist die Geschichte der 10 Gebote, die hier erzählt wird, allerdings ein wenig anders, als man sie aus dem Religionsunterricht kennt. Naomi ist sich nämlich ganz sicher: Wenn sie es schafft zu beweisen, dass auch in 3000 Jahren diese zehn göttlichen Regeln von den Menschen befolgt werden, dann wird Mose ein zweites Mal auf den Berg steigen, um die zerstörten Tafeln noch einmal beschreiben zu lassen. Momentan ist er einfach nur stinksauer. Zum Glück ist da der Engel Metadron, der Naomi in die Zukunft katapultiert. Direkt zu Till, dessen Sommerferien so ganz anders verlaufen als geplant. Weil sich die Eltern dauernd streiten und getrennt in Urlaub fahren wollen, ist er nun mit seiner Oma zusammen und findet alles öde. Doch Naomi in ihrem altertümlichen Outfit und ihren Fragen zu den 10 Geboten wecken seine Neugier. Zusammen machen sie sich auf die Suche, reden mit alten und jungen Leuten, erleben Alltagsmomente und stellen fest, dass diese Regeln eigentlich alle gut finden. Doch mit der Umsetzung klappt es nicht immer. Selbstverständlich geht man Sonntag ins Büro, wenn etwas nicht fertig wurde. Wie oft ist jemand neidisch auf das schönere Haus und das größere Auto des Nachbarn. Etwas Falsches über jemanden erzählen? Auf Social Media ganz normal. Und wie ist das mit dem Töten? Betrifft das auch Tiere? Dieses Buch gefällt mir gut, weil es die wichtigsten Grundregeln unseres Zusammenlebens in die heutige Zeit übersetzt und für viele Aha-Effekte sorgt beim Lesen. Besonders schön sind die zahlreichen kindgerechten Illustrationen von Stefanie Klaßen. 

Christian Linker, Stefanie Klaßen (Illustr.): Wie wir durch die Zeit reisten und die 10 Gebote retteten. 144 Seiten, gebunden, 15×21,5 cm, Gabriel 2022, ISBN: 978-3-522-30578-5, € 15, empfohlen ab 8 Jahren

Arthur und der Elefant ohne Erinnerung

Der winzig kleine Arthur trifft auf den riesengroßen alten Elefanten und der ist traurig. Wer wäre das nicht, wenn er all seine Erinnerungen verloren hätte? Auch Arthur vergisst ab und zu was, z.B. wo er sein Spielzeug hin geräumt hat oder den Text bei einer Aufführung, aber das komplette Leben? Arthur weiß, wie er dem Elefanten helfen kann: einfach nicht dran denken und spielen! Dieser Plan geht komplett auf: beide haben richtig Spaß miteinander, beim Rutschen, beim Baden, beim Blindekuh-Spielen und Kirschen naschen. Ganz großartig wird es, als Arthur und seine Freunde den alten Elefanten mit Kreide anmalen dürfen. Langsam geht die Sonne unter, als Arthur sich daran erinnert, dass er nach Hause zu seiner Familie muss. Da passiert etwas Wunderbares, das Stichwort Familie hat eine Tür in der Erinnerung des großen Freundes geöffnet und schon hört man ein lautes „Töröööö!“ und kurz darauf bebt die Erde. Die Elefantenfamilie hat ihren Opi wieder! Schöner kann man das Thema Demenz nicht ins Bild setzen, als mit dieser zauberhaften Geschichte.

Maria Girón: Arthur und der Elefant ohne Erinnerung. 48 Seiten, gebunden, 23×28 cm, Jumbo 2021, ISBN: 978-3-8337-4246-0, € 16, empfohlen ab 3 Jahren

Otto fährt los. Ein Sommer in den Bergen

Otto kommt ziemlich rum, inzwischen war er schon in Schweden, Finnland und Italien. Nun soll es für den alten Van in die Berge gehen. Zusammen mit den Zwillingen Luzie und Klara und natürlich mit ihren Eltern. Damit auch die letzte Unterhose und all die Draußensachen mitkönnen, muss er sich ganz schön breitmachen. Ob am kühlen Bergsee oder auf der bunten Wiese mit den vielen Krabbelkäfern, Otto ist immer mit Begeisterung dabei. Mit ihm zu sprechen ist toll, besonders als er den Zwillingen die Sterne erklärt. Er kann das, weil er ein Zauberbus ist. So viele Erinnerungen werden die beiden aus diesem schönen Urlaub mitnehmen – an die Farne und Moose, das mutige Klettern an der Felswand und die Seilbahn, die ohne Ottos Hilfe bestimmt weiterhin geklemmt hätte. Und ganz oben im Himmel über dem Gipfelkreuz diese eine Wolke, die aussieht wie Otto. Neuschwanstein und die Abenteuer auf der Schweizer Alp und erst der Alpabtrieb! So viele Bilder werden in den Kinderköpfen und Herzen bleiben, wenn Otto sie voller Vorfreude wieder nach Hause bringt am Ende dieses schönen Urlaubs.

Madlen Ottenschläger, Stefanie Reich (Illustr.): Otto fährt los. Ein Sommer in den Bergen. 40 Seiten, gebunden, 22×28,5 cm, arsEdition 2025, ISBN: 978-3-8458-5918-7, € 16, empfohlen ab 4 Jahren


Eva

Eva Unterburg

Eva Unterburg schreibt wunderschöne Rezensionen über Kinderbücher und ist langjährige Freundin der Redaktion.

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