Alines Kolumne: Liebes Kultusministerium… Wie stellst du dir das eigentlich vor?

Sommer Sonne Kaktus, Gute Laune on se Beach...

Endlich Ferien! Hach schön, denkt sich eine(r). Eine(r) die/der keine Kinder hat. Denn hat man Kinder, bekommt das Wort Ferien eine andere Bedeutung.Spätestens, wenn das erste Kind in der Schule ist, merkt man, dass da doch irgendwas nicht ganz zusammen passt…

Es sind genau 75 Ferientage pro Jahr, die ein Kind in Baden Württemberg Schulferien hat. Moment… 75 Tage? Okay, also mein Mann hat 24 Urlaubstage, ich habe 30 Urlaubstage. Kommen wir zusammen auf 54 Urlaubstage. Bravo. Dann haben wir aber keinen Tag gemeinsam Urlaub verbracht und die Schließzeiten der Kita für das Geschwisterkind sind natürlich auch noch nicht einberechnet. Die Rechnung geht leider nicht auf. Also liebes Kultusministerium, wie habt ihr euch das vorgestellt? Ist es etwa so, dass ihr davon ausgeht, dass ein Elternteil  (natürlich die Mutter) sowieso daheim ist? Das bedeutet, ihr geht davon aus, dass ein Gehalt 2023 noch eine Familie ernähren kann (*lautes verzweifeltes Lachen*)? Achso – ihr geht davon aus, dass man Homeoffice machen kann und die Kinder auf dem Schoß nebenbei managed (haben wir ja in der Lockdown-Zeit genügend geübt und funktioniert hervorragend!). Hat nicht jeder Oma oder Opa in Rente, die sich gerne 30 Tage im Jahr um die Enkelchen kümmern wollen (*Großeltern heißt übersetzt: Babysitter)? Bei „Meine beste Freundin Conni“ geht’s doch auch! Oma und Opa sind immer zur Stelle. Ja, aber jetzt mal Spaß beiseite, ihr könnt die Kinder doch für ein wenig Geld auch in den Ferien fremdbetreuen lassen. Hort-Betreuung in den Ferien kostet allerdings eine ganze Menge, externe Ferienprogramme noch mehr. Gut… lassen wir das. 

Sollten es nicht Ferien sein? Also eine „ zur Erholung dienende Zeit“ wie das Lexikon sagt? Nun… vielleicht bin ich auch etwas altmodisch. Aber wenn ich zur Erholung in einen Hort/eine Ferienbetreuung mit 25-50 anderen Kindern gebracht werden würde, ich denke, es käme nicht unbedingt Erholung dabei raus. Wie war das gleich mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Und Familienzeit genießen? Familie stärken? Familienzusammenhalt? Hach, was sind das für schöne Worte. Schöne Worte, die wie ein falsches Echo immer weiter in die Ferne rollen, aber nicht zurück kommen. Wenn die Ferien zur Belastung werden, weil das Tetris der Betreuung losgeht, dann ist da wohl ein bisschen was schief gelaufen oder sehe nur ich das so?Ich möchte nicht wissen, wie viele Kinder ohne Betreuung zuhause sitzen, weil die Eltern weder Homeoffice machen können, noch Familie oder Geld für eine andere Betreuungsform in den Ferien haben.Zudem kommt der Druck, dass die Kinder in der Erzählrunde der Schule nach den Ferien auch mit einem tollen Urlaub prahlen können. Ich hoffe dieses: „Was habt ihr in den Ferien gemacht?“ wird mittlerweile pädagogisch besser aufgegriffen als in meiner Schulzeit… denn was bedeutet es, wenn man in der großen Runde erzählen muss, dass man gar nicht in Spanien war, sondern bei Oma auf dem Sofa? Ja nun. Wir haben dieses Jahr Glück, denn ich habe noch Elternzeit. Aber ich frage mich, wie die kommenden 17  Schuljahre, die wir mit drei Kindern vor uns haben noch werden?Sie werden Tetris! Also übe ich schon Mal. Schöne Ferien alle zusammen! Und falls ihr einen Kinderserien Tipp habt indem nicht immer Oma und Opa die Betreuung übernehmen, dann gerne her damit… für viele Familien ist das glaube ich nämlich eine sehr veraltete und frustrierende Darstellung!


Aline

Aline Diller

Aline Diller ist Pädagogin und 3-fach Mama aus Karlsruhe. Sie schreibt über Themen rund ums Eltern-Sein.

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