Wenn Jugendliche ihre ersten romantischen Beziehungen eingehen, stehen Eltern oft vor der Frage, wie sie damit umgehen sollen. Es ist wichtig, klare Kommunikation zu fördern und Unterstützung anzubieten. Als Sexualtherapeutin möchte ich Ihnen einige Tipps geben, wie Sie diese aufregende, aber auch herausfordernde Phase begleiten können, ohne überfordert zu sein.
Klare Kommunikation und Unterstützung anbieten
Das Wichtigste zuerst: Ihr Kind sollte wissen, dass Sie immer für es da sind. Sagen Sie ihm offen: „Zu mir kannst du immer kommen, wenn es Probleme gibt.“ Stellen Sie sicher, dass sie sich in ihrer Beziehung wohlfühlt, indem Sie fragen: „Was brauchst du dafür?“ Diese Fragen zeigen, dass Sie sich wirklich für das Kind und seine Bedürfnisse interessieren. Offene Gespräche über Gefühle und Erwartungen schaffen ein vertrauensvolles Umfeld, in dem es sich sicher und geborgen fühlen kann.
Gespräche über das Thema Sex
Gespräche über Sex sollten idealerweise schon ein natürlicher Teil des Alltags gewesen sein. Wenn das bisher nicht der Fall war, ist es jetzt höchste Zeit, diese Themen anzusprechen. Es ist wichtig, dass Ihr Kind versteht, dass die Grenzen des anderen beim Sex respektiert werden müssen und dass man sich immer wohlfühlen sollte. Erklären Sie ihm: „Ein klares ‚Nein‘ muss jederzeit möglich sein, auch währenddessen.“
Sprechen Sie auch über die körperlichen und emotionalen Aspekte von Sex. Fragen Sie, was es darüber denkt und ob es Fragen hat. Seien Sie offen und ehrlich und holen Sie sich bei Bedarf selbst Unterstützung, z. B. in Form von Büchern, Podcasts oder einer Beratung. Ihr Kind sollte wissen, dass es in jeder Situation zu Ihnen kommen kann, egal, welches Thema es betrifft.
Verantwortung und Sicherheit
Sprechen Sie auch über die Verantwortung, die mit sexuellen Beziehungen einhergeht. Erklären Sie die Risiken von Alkohol und Drogen, da diese die Fähigkeit, klare Entscheidungen zu treffen, beeinträchtigen können. Machen Sie deutlich, dass der Schutz vor Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten wichtig ist. Sagen Sie klar: „Wer Sex hat, muss Verantwortung übernehmen – für sich selbst, die*den Partner*in und die eigene Gesundheit.“
Es ist auch wichtig, daran zu erinnern, dass Sex Freude bereiten soll und jede Person auf ihre Kosten kommen darf. Frauen lernen leider oft, dass sie sich in erster Linie dem Mann unterordnen sollen. Hier sollten Sie betonen, dass Sexualität für beide Seiten lustvoll sein sollte.
Interesse zeigen
Zeigen Sie echtes Interesse an der Beziehung Ihres Kindes und dessen Partner*in sowie Ihrer*seiner Familie. Das stärkt das Vertrauen und gibt Ihrem Kind das Gefühl, dass es in seiner Beziehung unterstützt wird. Laden Sie die*den Partner*in ruhig zu Familienaktivitäten ein und lernen Sie sie*ihn besser kennen.
Ein gutes Verhältnis zur*m Partner*in Ihres Kindes aufzubauen, kann die Beziehung festigen und ihm zeigen, dass Sie seine Entscheidungen respektieren.
Gespräche über Werte und Respekt
Neben der Verantwortung ist es wichtig, über Werte und Respekt in Beziehungen zu sprechen. Erklären Sie, wie bedeutend es ist, den Partner zu respektieren und dessen Grenzen zu akzeptieren. Besprechen Sie, was eine gesunde Beziehung ausmacht und welche Verhaltensweisen inakzeptabel sind. Ihr Kind sollte wissen, dass es in jeder Beziehung Respekt und Gleichberechtigung erwarten kann.
Gesunde Beziehungen und das Erkennen von Dysfunktionen
Es ist entscheidend, dass Ihr Kind versteht, dass eine Beziehung nicht nur bedeutet, jemanden zu haben, sondern auch, dass es einem dabei gut geht. In einer gesunden Beziehung kümmern sich beide Partner*innen umeinander, zeigen Interesse und respektieren einander.
Warnsignale könnten beispielsweise sein, wenn die*der Partner*in die Gefühle Ihres Kindes nicht ernst nimmt, sich darüber lustig macht oder sich nicht öffnen möchte. Auch wenn es ständig das Gefühl hat, an allem schuld zu sein, etwa weil sich die*der andere nicht meldet, könnte dies ein Hinweis auf eine dysfunktionale Beziehung sein.
Toxische Beziehungen und Unterstützung der Eltern
Leider kommen toxische Beziehungen häufig vor. Es ist wichtig, dass Ihr Kind weiß, dass es immer zu Ihnen kommen kann, wenn es Probleme in seiner Beziehung hat. Es sollte verstehen, dass eine Beziehung beide Partner*innen betrifft und es beiden gut gehen muss.
Als Eltern können Sie Ihrem Kind helfen, die Anzeichen einer toxischen Beziehung zu erkennen, und es dabei unterstützen, sich aus solchen Situationen zu befreien. Seien Sie für es da, hören Sie ihm zu und bieten Sie die nötige Unterstützung, um sich von einer schädlichen Beziehung zu lösen.
Indem Sie Ihrem Kind das Vertrauen und die Sicherheit geben, dass es sich auf Sie verlassen kann, stärken Sie seine Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu führen und sich vor schädlichen Situationen zu schützen.
Die erste Beziehung Ihres Kindes ist eine spannende Zeit voller Potenzial für Wachstum und Lernen. Mit klarer Kommunikation, offenen Gesprächen über Sex und Verantwortung sowie echtem Interesse an seinem Leben und seiner Beziehung können Sie sicherstellen, dass es sich sicher und unterstützt fühlt. So geben Sie ihm die besten Voraussetzungen, um diese neue Phase seines Lebens selbstbewusst und verantwortungsvoll zu gestalten.
Indem Sie als Eltern ein unterstützendes und respektvolles Umfeld schaffen, geben Sie Ihrem Kind das Vertrauen und die Sicherheit, die es braucht, um seine eigenen Erfahrungen zu machen und daraus zu lernen. Bleiben Sie offen, ehrlich und unterstützend – und erinnern Sie sich daran, dass dies eine wichtige Zeit des Wachstums für Ihr Kind ist.