Zusammen ist man weniger allein: Bücher über Beziehungen

 

Unser Leben wäre sehr viel ärmer, könnten wir keine Beziehungen zu unseren Mitmenschen oder Mittieren aufbauen. In den folgenden Büchern stehen sie im Mittelpunkt, mal helfend, mal beschützend, mal kämpferisch und mutig und auch von Enttäuschungen und Traurigkeit überschattet. Aber trotz aller Widrigkeiten siegt am Ende immer das Gute und die Freundschaft. Fröhliches Lesen für Sie und Ihre Kinder!


Kurz mal mit dem Universum plaudern

Typische Highschoolromane gibt es immer wieder. In ihnen geht es rau zu, werden die Unsportlichen gemobbt, verkriechen sich die Nerds in den Computerraum und werden die hippen Foodballstars angehimmelt. So auch in diesem Buch, aber hier passiert so viel mehr! Alles beginnt mit Cliff, er ist sechzehn, riesengroß und schwer und wird von allen nur Neandertaler genannt. Frust in der Schule, Gewalt in der Familie, Leben im Trailorpark und dann noch die tiefe Trauer um seinen Bruder Shane, der sich ein Jahr zuvor umgebracht hat – das sind die Komponenten, die Cliffs Leben bestimmen. Er ist sich sicher: das Universum ist gegen mich. Als sein Erzfeind, der Foodballschönling Aaron einen schlimmen Bootsunfall hat und ins Koma fällt, ahnt Cliff noch nicht, dass sich ab jetzt alles ändern wird. In einer Nahtoderfahrung soll Aaron aus der Hand Gottes eine Liste erhalten haben mit Aufgaben, deren Erfüllung das Leben an der Happy Valley High nachhaltig zum Guten ändern werden. Und ausgerechnet Cliff solle ihm dabei helfen. Aaron lässt nicht locker und nach und nach freunden sich die beiden unterschiedlichen Jungen an. Die Aufgaben sehen zunächst unerfüllbar aus, aber je mehr sich die Jungs und nach und nach immer mehr ihrer Mitschüler*innen damit befassen, desto mehr lernen sie über sich selbst und bald wird die Liste zum Befreiungsschlag für die ganze Schule. Ein starkes Buch über gute und schlechte Beziehungen und ein Leuchtfeuer der Hoffnung für alle, die sicher sind, dass ihre Schule nie ein Wohlfühlort mit Freunden sein kann. Deftige Sprache, viel Gefühl, hoher Wiedererkennungswert. Schullektüre? Falls ja, wird sie mit Sicherheit gelesen werden.

Preston Norton, 448 Seiten, Hanser 2022, ISBN: 978-3-446-27237-8, 18 Euro, ab 14 Jahren 


Fürchtet uns, wir sind die Zukunft

Theo ist begabt, schüchtern und ängstlich. Dennoch schafft er es, an einer renommierten Musikhochschule angenommen zu werden. Alles ist neu, auch die Tatsache, dass er dort Freunde findet. Im berühmten Prof. Goldstein wird ihm ein Mentor an die Seite gestellt, der ihn mit unkonventionellen Methoden zu den Wurzeln seiner eigenen Musikalität führt. Eine Wohltat im strengen Leistungsgefüge der Akademie und dem Erwartungsdruck der eigenen Mutter. Theo ist zudem fasziniert von der rebellischen Schauspielstudentin Aida, die mit ihren subversiven Aktionen gegen das Machtgefüge an der Akademie ankämpft. Sie führt eine Gruppe von Mitstudenten an, die sich heimlich nachts im Übungskeller trifft und sich DIE ZUKUNFT nennt. Bald ist Theo Teil dieser Bewegung und fühlt sich zum ersten Mal dazugehörig. Und mit den teils halsbrecherischen Aktionen der Gruppe verändert sich Theos Blick auf das Leben. Er steht zum ersten Mal für sich und seine Überzeugungen öffentlich ein. Dadurch wird auch sein Klavierspiel anders und beginnt die Menschen zu berühren. Doch bald stellt sich heraus, dass Aida längst nicht so authentisch ist, wie sie vorgibt. Ein Roman, den man auch als Erwachsener gerne liest und der in die besondere Welt einer Musik- und Schauspielakademie entführt.

Lea-Lina Oppermann, 291 Seiten, Beltz&Gelberg 2021, ISBN: 978-3-407-75580-3, 14,95 Euro, Ab 14 Jahren


Socke und Sophie

Sophie ist durch und durch pferdebegeistert. Damit steht in ihrer Familie damit allein auf weiter Flur, denn dort sind alle fußballverliebt. Deshalb ist Sophies Wunschtraum nach einem eigenen Pferd wirklich nur ein Traum. Aber sie tröstet sich mit Reiten im Schulbetrieb auf dem Michaelis Hof. Wie wenig sie tatsächlich von Pferden weiß, wird ihr erst bewusst, als man ihr Socke als Pflegepony anvertraut. Er gilt als sogenanntes Problempferd, hatte schon einige Vorbesitzer, gilt als unreitbar und wurde von der Tierärztin auf den Reiterhof gebracht. Und obwohl Sophie sich so sehr auf Socke freut, kommt sie nicht an ihn heran. Er legt die Ohren an, ist unruhig und lässt sich nicht anfassen. Wie gut, dass Frau Vanderbild die Sprache der Pferde versteht und sie auch sprechen kann. Mit ihrer Unterstützung entsteht nach und nach ein inniges Vertrauensverhältnis zwischen Sophie und ihrem Pflegepony. Sie arbeitet mit ihm im Roundpen, einer runden Koppel und wird sein Leittier. Ob Sophie es schafft, Socke bis Weihnachten soweit zu bringen, dass er einen Sattel samt Reiter auf sich duldet? Falls nicht, soll das Unsagbare geschehen und das muss Sophie unbedingt verhindern. Dieses Buch ist einerseits eine spannende Pferdegeschichte und andererseits ein großartiger Ratgeber für alle Menschen, die mit Pferden ihr Leben teilen. Alles was Sophie mit Socke erlebt wird nämlich auch aus der Sicht Sockes erzählt und so erfährt man, wie sich ein Pferd fühlt, wenn es in einen Hänger verladen werden soll oder wenn jemand direkten Blickkontakt mit ihm aufnimmt. Die vielen Aha-Effekte, die man beim Lesen dieser tollen Geschichte hat, werden in einem anschließenden Wissensteil hervorragend erklärt. Fragen wie „Wie begrüßt man sich auf pferdisch?“ oder „Wie geht ein Rountpen-Gespräch?“ werden hier ebenso beantwortet wie „Was kostet ein Pferd im Monat?“. Es kann gut sein, dass sie genau das demnächst mit Ihren Kindern diskutieren werden, nach dem Lesen von Juli Zehs hervorragendem Pferdebuch für Kinder.

Juli Zeh, Flix (Illustr.) 240 Seiten, dtv 2021ISBN: 978-3-423-76325-7, 14,95 Euro, ab 6 Jahren


Fabelheim

Dieser erste Band ist der Auftakt einer fünfbändigen Fantasyreihe, die ich unbedingt weiterempfehlen möchte. Kendra findet die Idee, gleich mehrere Wochen bei ihren Großeltern verbringen zu müssen alles andere als vielversprechend. Zumal ihr kleiner Bruder mit von der Partie sein muss. Würden sie die Großeltern wenigstens besser kennen, wäre die Idee, Ferien in einer alten Villa zu verbringen, umgeben von einem herrlichen Park vielleicht sogar etwas, worauf man sich richtig freuen könnte. Aber so fällt die Begrüßung sehr sachlich aus und Oma ist gar nicht da. Opas Verhaltensregeln sind klar, aber besonders für Seth schwer einzuhalten. In den ersten Tagen gibt es so viel zu entdecken im weiträumigen Kinderzimmer mit all seinen Puppenhäusern, dem lebenden Huhn und den vielen kleinen Rätselfragen, die sich Opa für seine Enkelkinder ausgedacht hat. Doch dann zieht es Seth in den verbotenen Wald. Was dort anfänglich als Abenteuer beginnt entpuppt sich schnell als halsbrecherisches Himmelfahrtskommando und auch die wundervollen bunten Schmetterlinge, die überall im Park zu sehen sind, stellen sich als etwas völlig anderes heraus. Trinkt man erst einmal von der magischen Milch, so zeigen viele alltägliche Geschöpfe ihr wahres Wesen. Doch nicht nur positive Wesen, sondern auch Dämonen und Trolle bevölkern den verbotenen Wald. Ob Seth es schafft an Mittsommer sich mit seiner Schwester an alle Absprachen mit dem Großvater zu halten? Schließlich ist er der menschliche Verwalter dieses Reservates für bedrohte magische Wesen und er weiß, was in dieser besonderen Nacht alles passieren kann. Es sind bereits zwei weitere Bände erschienen und im Prinzip können Sie die direkt in einem Rutsch bestellen – gelesen werden sie auf jeden Fall.

Brandon Mull, 356 Seiten, adrian&wimmelbuchverlag 2022, ISBN: 978-3-985850-21-1, 12,95 Euro, ab 12 Jahren


Eva

Eva Unterburg

Eva Unterburg schreibt wunderschöne Rezensionen über Kinderbücher und ist langjährige Freundin der Redaktion.

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