Vor 50 Jahren rutschten zum ersten Mal in der Geschichte der Karlsruher Kunsthalle Bilder an den Museumswänden ein ganzes Stück tiefer. Diese kleine Geste war Teil eines viel größeren und visionäreren Konzeptes: Kunstausstellungen zu kuratieren, die sich ausdrücklich an junge Besucher*innen wenden. Dies war die Geburtsstunde des Kindermuseums, eine der ersten Institutionen ihrer Art in Deutschland. Mit der Ausstellung „Museum macht Spaß – Junge Leute bei Alten Meistern“ vermittelte die Kunsthalle Karlsruhe im Jahre 1973 jungen Menschen erstmals Kunst auf Augenhöhe. Seither bietet sie jährlich mehrere Werkschauen für Kinder und Jugendliche, die sich mit einer vielfältigen Angebotspalette der Vermittlung kunst- und kulturhistorischen Inhalten vom Mittelalter bis zur Gegenwart widmen. Und das mit überregionalem Erfolg! Das diesjährige Jubiläum steht unter dem Motto „Kunst – bewegt“ und wird im Rahmen eines bunten Sommerferienprogramms, einer rauschenden Geburtstagsparty und einer großen Jubiläumsausstellung im Oktober gefeiert.
Die Geschichte der Kinderausstellungen ist voller Dynamik und Bewegung. Innerhalb der vergangenen 50 Jahre sind die Ausstellungen durch viele verschiedene Räume gereist, bis sie ihr eigenes, festes Domizil in der Jungen Kunsthalle gefunden haben. Nach ihren Stationen im historischen Museumsgebäude und in der Orangerie bezog die „Kunst für Kinder“ schließlich 2009 im ehemaligen Haus des Gartendirektors am Botanischen Garten ihre heutige Spielstätte. Seitdem heißt sie „Junge Kunsthalle“ und wird auch gerne „JuKu“ genannt. Meistens stellen Originale aus den Beständen der Kunsthalle den Ausgangspunkt für die Konzeption ihrer Ausstellungen dar. Aber auch monografische Schauen zeitgenössischer Künstler*innen bilden einen wichtigen Schwerpunkt. Titel wie „Herkules und Superman“ (1978), „Karlsruher Kinder im Dritten Reich“ (1982/1983), „Hamamelis – Zaubernuss. Unser botanischer Garten wird zum Atelier“ (2004), „Boys ’n’ girls – immer wieder anders“ (2013) oder „Selfies“ (2016) spiegeln die stetige Auseinandersetzung mit den Interessen des jungen Publikums wider. Mit eigenständiger Themenwahl genauso wie mit Begleitausstellungen zu den Schauen der Kunsthalle (u. a. „Copyshop“ (2012) parallel zu „Déjà vu“, „11 x Karoline Luise“ (2015) zu „Die Meistersammlerin“ oder „Cézannes Handtuch“ (2017/2018) zu „Cézanne – Metamorphosen“) entwickelte sie sich zu einem Publikumsmagneten für Kinder und Jugendliche mit ihren Familien, aber auch für Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen. Ihre Aktionen waren stets schnell ausgebucht und erfreuen sich bis heute einer großen Resonanz.
Immer in Bewegung
Als Pionierinstitution geht es der Jungen Kunsthalle auch nach fünf Jahrzehnten mit mehr als 70 Ausstellungen unter dem Motto „Museum macht Spaß“ nach wie vor um die unbefangene, Neugier weckende, aber auch Bewusstsein schaffende Begegnung junger Menschen mit der Kunst. Dabei werden Kinder und Jugendliche oftmals in die Vorbereitung der Präsentationen miteinbezogen und lernen auf diese Weise spielerisch die Aufgaben und Möglichkeiten der Museumsarbeit kennen und können sich kreativ einbringen. Kunstwerke aller Gattungen und Epochen werden den jungen Besucher*innen mit verschiedenen Zugängen auf einer Ausstellungs- und Aktionsetage nähergebracht. Spaß, Austausch und neue Erfahrungen, vor allem aber das eigene Tun und die Kreativität stehen im Vordergrund. Neben den Leitmotiven Bewegung und Beweglichkeit prägt ein weiteres, wesentliches Moment die Ausstellungstätigkeit: der stete Wandel, in dem die Erfahrungen und Interessen des jungen Publikums begriffen sind. Ihn möchte die Junge Kunsthalle spür- und sichtbar machen.
Die große Party
Das Jubiläum „50 Jahre Kunst für Kinder“ feiert die Junge Kunsthalle ab dem 31. Juli mit einem umfangreichen, bunten Sommerferienprogramm (siehe Kalender). Im Rahmen der Karlsruher Museumsnacht (KAMUNA) am 5. August werden Werke zu sehen sein, die junge Besucher*innen geschaffen haben. Herzlich eingeladen sind alle großen und kleinen Gäste zu einer großen Geburtstagsparty am 26. und 27. August, um gemeinsam bei einem bewegten Spiel- und Kreativangebot mit sommerlicher Verpflegung in der Jungen Kunsthalle und vor allem im Botanischen Garten Geburtstag zu feiern.
Ein besonderes Highlight folgt im Herbst mit der Jubiläumsausstellung „Go! Kunst bewegt“. Unter diesem Motto bietet die Junge Kunsthalle ihren jungen Besucher*innen vom 21. Oktober 2023 bis 11. Februar 2024 spannende Einblicke, wie sich Künstler*innen in der Vergangenheit und Gegenwart mit dem Thema Bewegung auseinandergesetzt und diese in ihren Kunstwerken umgesetzt haben. Ob brausende Wellen, sich drehende Tänzer*innen, wirbelnde Pinselstriche oder fließende Farben – nichts steht hier still! Ein vielfältiges Rahmenprogramm lädt Kinder ab dem Vorschulalter bis hin zu Teenagern ein, selbst aktiv zu werden.