Vier Bücher einer mutigen Zukunft

 

So könnte man die folgenden vier Buchempfehlungen unter einem Motto vereinen. Ob fiktive Weltraumbesiedelungen in naher Zukunft oder ein Gartenprojekt am Ende eines Sommers, ob als Präsident eines Kinderstaates in der Karibik oder als Retter*in unseres Planeten: Mut brauchen alle Protagonisten und Leser*innen dieser vier Bücher. Es lohnt sich in jedem Fall welchen aufzubringen. Viel Spaß beim Lesen!


Kepler 62

Ari ist 13 und hat es nicht leicht, denn seine Welt ist nicht mehr intakt. Frisches Obst ist teuer auf der Erde und für eine Cola würde er fast alles machen. Für das angesagte Computerspiel Kepler 62 erst recht. Aber wie soll er da rankommen? Es ist viel zu teuer und sein Versuch, es zu stehlen hat nicht funktioniert. Zuhause wartet sein kleiner Bruder Joni mit zwei Überraschungen: einer Cola und genau diesem Spiel! Eine fremde Frau hat ihm beides geschenkt und nun beginnen die beiden sich Level für Level hoch zu kämpfen und schaffen es tatsächlich die berüchtigte Endebene zu erreichen, über die man sich in den sozialen Medien viel Geheimnisvolles berichtet.

Dürfen die Wenigen, die das schaffen tatsächlich an einer geheimen Weltraummission teilnehmen? Was hat die Regierung damit zu tun, die ständig und überall verkündet, dass sie es gut meint mit jedermann. Als Aris und Jonis Mama nach langen Wochen der Abwesenheit plötzlich wieder zuhause ist, wie gewohnt leckeres Essen kocht und die beiden versorgt, ist die Freude groß. Allerdings nur sehr kurz, denn irgendetwas ist mit ihr passiert und das verräterische Blitzen in ihren Augen zeigt den beiden Jungs, dass sie nicht mehr dieselbe ist. Es hält sie nichts mehr zuhause…

Wer diesen ersten Band so verschlungen hat, wie ich, will unbedingt wissen, wie es weitergeht und wird sich sofort alle Folgebände von Kepler 62 kaufen. Band 5 ist im letzten November erschienen.

Timo Parvela, Björn Sortland, Pasi Pitkänen (Illustr.): Kepler 62. 128 Seiten, gebunden, 16×22 cm, Kosmos 2019, ISBN: 978-3-440-16612-3, € 12,99, ab 13 Jahren


Hier im echten Leben

Ware ist ein Träumer, der am liebsten mit sich alleine ist. Seine Eltern sehen das anders und wollen auf keinen Fall, dass er die gesamten Sommerferien einsam zuhause bleibt, während sie mit Doppelschichten im Krankenhaus ihr Eigenheim abzahlen wollen. Nachdem der Aufenthalt bei Oma wegen eines Unfalls wegfällt, wird Ware im Sommercamp des örtlichen Gemeindezentrums angemeldet. Für den introvertierten Ware die schlimmste aller Möglichkeiten. Bis er auf dem verwilderten Nachbargrundstück des Camps ein Mädchen kennenlernt, die Papayas im großen Stil anbaut. Ware ist fasziniert von der dortigen Kirchenruine und stellt sich vor, sie zu einer Ritterburg umzubauen.

Und so arbeiten die beiden Außenseiter ab sofort an ihren Projekten und wachsen mit jeder Herausforderung enger zusammen. Von alldem ahnen die Eltern nichts, wenn sie Ware jeden Morgen vor dem Gemeindezentrum absetzen. Ware lernt sich in diesen Wochen immer besser kennen, spürt seine innere Kraft und so schafft er es am Ende der Ferien für das einzustehen, wofür er den ganzen Sommer gearbeitet hat. Es ist großartig zu lesen, wie diese beiden Kinder und ihre Freundin sich gegenseitig so beflügeln, sodass sie das Beste aus sich herausholen und damit die Welt zu einem schöneren Ort machen. Ein Hoch auf alle Träumer!

Sara Pennypacker, Jonathan Klassen (Illustr.): Hier im echten Leben. 304 Seiten, gebunden, 14,5×22 cm, Sauerländer 2021, ISBN: 978-3-7373-5822-4, €17, ab 10 Jahren


Post aus Paidonesien

Nicolas ist auf einem Kreuzfahrtschiff mitten in der traumhaften Karibik unterwegs und alles könnte so schön sein, wenn seine Eltern endlich mal aufhören würden zu streiten. Und was macht ein Neunjähriger da? Richtig, er klettert bei Dunkelheit in ein Rettungsboot, packt etwas zu Trinken und ein paar Kekse ein und rudert zu einer kleinen unbewohnten Insel. Dieser herrlich freche Briefroman stellt die Welt auf den Kopf und zeigt, wieviel Anarchie in Kindern stecken kann und wie fassungslos Erwachsene zunächst darauf reagieren.

Oriol Canosa, Meike Töpperwein (Illustr.): Post aus Paidonesien. Ein Inselbriefroman. 144 Seiten, gebunden, 15,5×20,5 cm, Klett Kinderbuch 2020, ISBN: 978-3-95470-221-3, € 14,40, ab 9 Jahren


Eine neue Welt

Darf man jungen Menschen zumuten, sich Gedanken über den Zustand der Erde zu machen? Oder besser gesagt muss man es nicht unbedingt, schließlich geht es ja um ihre Zukunft? Die beiden Autor*innen dieses überaus empfehlenswerten Sachbuches tun das auf kluge, aufrichtige aber nie belehrende Art und Weise. Was heißt Artensterben eigentlich konkret? Ist der Klimawandel nicht schon lange eine Klimakatastrophe? Wie geht es uns heute im Vergleich zu den vielen Generationen vor uns? Und was ist unser Problem mit der Natur? Wann begann der Mensch, sich als Herrscher des Planeten zu entwickeln?

Vom jungsteinzeitlichen Bauern über die biblische Vorstellung des „Sich die Erde untertan zu machen“, bis hin zu Vorstellung vom Menschen als höchstem Wesen in der Epoche der Aufklärung: die Betrachtung der Natur durch einen menschlichen Filter und deren Umgestaltung – zwei tiefgreifende Folgen, die im Kapitel „Die Eroberung der Natur“ kenntnisreich beschrieben werden. Die plakativen Illustrationen der mehrfach ausgezeichneten Illustratorin Katrin Stangl schaffen mit ihrer reduzierten Farbpalette und den pointierten Darstellungen der Kernaussagen eine perfekte Symbiose zu den einzelnen Kapiteln. „Nur wer die Welt versteht, findet den Weg aus der Katastrophe“, heißt es optimistisch im Klappentext dieses erhellenden Buches, das nicht nur die Generation Greta begeistern wird, sondern in jeder Familie im Bücherregal stehen sollte.

Sascha Mamczak, Martina Vogel, Karin Stangl (Illustr.): Eine neue Welt. Die Natur, die Menschen und die Zukunft unseres Planeten. 270 Seiten, gebunden, 17,5×23 cm, Peter Hammer 2020, ISBN: 978-3-7795-0647-8, € 22, ab 12 Jahren


Eva

Eva Unterburg

Eva Unterburg schreibt wunderschöne Rezensionen über Kinderbücher und ist langjährige Freundin der Redaktion.

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