Geschichten über Heldinnen und mutige Mädchen

 

Das sind sie wirklich, unsere vier kleinen Heldinnen der folgenden Buchempfehlungen. Sie verändern die Zukunft ihres Volkes, wollen unbedingt ihren Vater kennen lernen, überstehen die Coronazeit und schlichten schlimmste Streitereien zwischen Hexenschwestern. Ein toller Büchermix, nicht nur für Mädchen!


Ein Schlüssel für Mama

Frieda ist fünf und sitzt malend vor einem bunten Kinderbild. Die Leser*innen dieses neuesten Bilderbuches aus dem Karlsruher MONTEROSA Verlag lernen Frieda ganz schnell über die vielen Gegenstände auf der gegenüberliegenden Buchseite kennen. Skateboard, Stifte, Federball, Schultüte – das ist Frieda. Ihr kleiner Bruder Freddie mag offensichtlich sein Dreirad, Lego, einen Teddy und Bauklötze besonders gerne. Bei Papa sind es auf den nächsten Seiten alle Dinge, die zum Haushalt gehören. Schließlich kümmert er sich um die Kinder, wenn Mama als Musikerin viel unterwegs ist. Deshalb findet man bei ihr u.a. einen Koffer, ihr Cello und natürlich ein Flugzeug. Eine lustige Familie, die viel Spaß miteinander hat. Leider hat sich das verändert und Mama sitzt oft tagelang traurig auf dem Sofa. Das geht schon lange so und Frieda hat irgendwie das Gefühl, vielleicht etwas falsch gemacht zu haben. Was natürlich überhaupt nicht stimmt.

Mama ist so traurig, weil sie nicht mehr arbeiten kann in der Coronazeit. Aber zum Glück hat Papa eine wunderbare Idee und überreicht Mama bei einer Familienfahrradtour einen Schlüssel. Zu welcher Tür der wohl passt? Claudia Gliemann ist es wieder einmal aufs Vortrefflichste gelungen, ein schwieriges Thema kindgerecht und hoffnungsfroh zu erzählen. Die liebevollen Bilderwelten von Natalia Bzdak passen perfekt zu diesem aktuellen Bilderbuch. Sehr schön!

Claudia Gliemann, Natalia Bzdak (Illustr.): Ein Schlüssel für Mama. 23 Seiten, gebunden, 19,5×23,7 cm, MONTEROSA Verlag 2021, ISBN: 978-3-942640-14-5, € 17, empfohlen ab 4 Jahren

Die Welt, von der ich träume

Die 12-Jährige Samaa lebt mit ihrer Mutter und ihrem Volk in der Wüste. Ihre Hauptaufgabe ist das Weben bunter Stoffe. Ihr Vater war einer der Jäger, die Samaa so bewundert. Doch er kam bei einer Holzexpedition ums Leben. Mit der Jagd auf die letzten lebenden Bäume und deren Verkauf in der riesigen unterirdischen Stadt überlebt Samaas Volk. Die die Welt der Zukunft ist zu einer Wüste geworden und Wasser gibt es nur noch in synthetischer Gelform. Als Samaa der Männerexpedition heimlich folgt, stürzt sie in ein tiefes Loch, aus dem sie sich in den nächsten Wochen nicht befreien kann. Und dennoch überlebt sie, denn dort gibt es eine Quelle mit natürlichem Wasser und einen Baum, der ihr Schatten vor der brennenden Sonne bietet und nachts einen Schlafplatz.

Er ist Tieren ein Zuhause, die sie noch nie gesehen hat und die ihr Trost geben. Je länger Samaa in diesem kleinen Paradies gefangen ist, desto mehr begreift sie, dass man Bäume nicht fällen, sondern pflegen muss. Die alte Frau hatte also doch Recht: Bäume bedeuten Leben! Doch wie soll sie das ihren Rettern klarmachen, die sie nach einer erfolglosen Baumsuche endlich entdecken? Zum Glück hat sie ihren Rucksack voller kleiner Baumsamen gepackt. Dieser brilliante Zukunftsroman wurde nicht umsonst als Klimabuch des Monats ausgezeichnet.

Marie Pavlenko, Elsa Klever (Illustr.): Die Welt, von der ich träume. 176 Seiten, gebunden, 15×21 cm, Thienemann 2021, ISBN: 978-3-522-18557-8, € 13, empfohlen ab 10 Jahren

Das Glück wartet nur bis um vier

Maybelle ist elf und ein ganz besonderes Mädchen, denn sie schlägt sich mit ihrer alleinerziehenden Mutter tapfer durch ihr neues Leben, das längst nicht so rosig ist wie das alte. Sie ist eine Geräuschesammlerin und das Wertvollste Geräusch ist das warme Lachen ihres Vaters, das sie auf einer alten Anrufbeantworternachricht entdeckt hat. Und dann ist da dieses gleiche Lachen im Radio. Von nun an versucht Maybelle keine der Musiksendungen ihres Vaters zu verpassen und meldet sich sofort an, als ihr Vater zu einem Gesangswettbewerb einlädt, in dessen Jury er sitzen wird. Da gibt es zu all den vielen Problemen, die Maybelle zu bewältigen hat, ein ganz großes: wie soll sie die 1000 Meilen nach Nashville zurücklegen, ohne Geld und dem Wissen ihrer Mutter?

Zum Glück ist die empathische Lehrerin Mrs. Bogg an ihrer Seite, die ihr mit ihrem Wohnmobil die Chance ermöglicht endlich ihren Vater kennenzulernen. Und so beginnt ein wunderbarer Roadtrip durch die USA, der recht lange dauert, denn Mrs. Bogg ist eine sehr vorsichtige Fahrerin. Dabei entdecken beide nicht nur den blinden Passagier Tommy, sondern retten einen kleinen Hund und finden schließlich miteinander in ihre Stärke. Ein echter Kinderbuchschatz!

Kate O`Shaughnessy: Das Glück wartet nur bis um vier. 304 Seiten, gebunden, 15×21 cm, dtv junior 2021, ISBN: 978-3-423-76320-2, € 12,95, empfohlen ab 10 Jahren

Edgar, Ellen & Poe

Endlich ist es soweit, Ellens Hexenprüfung steht an. Doch alles kommt anders, denn die Krawallhexen bereiten der Hexenparty in der Walpurgisnacht mit ihren lauten Fluggeräten ein jähes Ende. Damit ist die alte Feindschaft zwischen den konservativen Besen-Hexen und den Krawallhexen wieder neu entfacht. Nun soll ausgerechnet Ellen zwischen den verfeindeten Oberhexen vermitteln. Zum Glück hat sie Edgar an ihrer Seite und auch Poe, das Seelentier der Krawall-Anführerin stellt sich als treuer Begleiter heraus. Die beiden Raben und Ellen werden ein gutes Team, das sich mit allerlei schrägen Charakteren wie dem Riesen Stormyr, Routen-Ute oder Spritti-Schmittie auseinandersetzen muss, um die Situation noch zum Guten zu wenden. Bestes Lesefutter für alle, die schon von der „Kleinen Hexe“ nicht genug bekommen konnten.

Antje Leser: Edgar, Ellen & Poe. Rabenstarker Hexenmut. 221 Seiten, gebunden, 15,5×21,5 cm, Ueberreuter 2021, ISBN: 978-3-7641-5189-8, € 12,95, empfohlen ab 8 Jahren


 


Eva

Eva Unterburg

Eva Unterburg schreibt wunderschöne Rezensionen über Kinderbücher und ist langjährige Freundin der Redaktion.

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