Man darf auch etwas älter sein als vier – gerne auch viel älter – um diese schönen Bilderbücher zu genießen. Sie machen Mut NEIN zu sagen, kennen kleine Plappermäulchen und Angstenten und wissen auch, wie man Handykinder zum Spielen bringt. Freuen Sie sich auf diese kleinen Meisterwerke mit ihren großartigen Botschaften.
NEIN heißt NEIN, sagt die Maus
Die kleine Maus spaziert gutgelaunt über das Feld, als plötzlich der große fiese Fuchs vor ihr steht. Hinterlistig versucht er sie mit gespielter Freundlichkeit in ein Gespräch zu verwickeln. Maus sieht ihr letztes Stündlein kommen und schlottert am ganzen Leib. „Nein“ ist das einzige Wort, das sie auf die Fragen des Fuchses herausbringt. Doch je öfter sie es sagt, desto kräftiger und lauter kommt es ihr über die Lippen. Nein, sie will nicht spielen. Nein, der Tag ist nicht schön und Nein, ihr neues Lieblingswort ist nicht Nein. Obwohl – wenn man die leisen Gedanken der kleinen mutigen Maus liest, dann könnte man Letzteres schon vermuten. Hier lernt wirklich jedes Kind NEIN zu sagen, wenn es mit etwas nicht einverstanden ist. Die kleine Maus macht es vor. Allein die Körperhaltung und die klein gedruckten Gedankengänge…. Einfach wunderbar illustriert und geschrieben. In einem kleinen Ratgeberteil zum Schluss gibt es Tipps zum Nein-Sagen-Üben. Ein neues Lieblings-Bilder-Buch!
Martin Fuchs, Hildegard Müller (Illustr.): NEIN heißt NEIN, sagt die Maus. 32 Seiten, gebunden, 25,5×31 cm, annette betz 2020, ISBN: 978-3-219-11806-3, € 14,95, empfohlen ab 4 Jahren
Das Plapperküken
Küken hat unablässig etwas zu erzählen, es piept und plappert und keiner hört mehr zu. Mama hat mit den Kartoffelkäfern im Garten zu tun und Papa hat seinen Kräheinsatz. Auch die große Schwester findet ihr Buch viel spannender und schickt Plapperküken weg. Also plappert es beim Spielen einfach mit sich selbst. Aber was ist das? Beim Graben findet Plapperküken ein großes rundes Ei im Boden und kümmert sich fortan rührend darum. Warmhalten, Erzählen, Beschützen… bis zur Erschöpfung. Und dann geschieht ein kleines Wunder, denn Plapperküken hat eine neue Freundin bekommen. Aber mehr wird nicht verraten, nur soviel: sie spricht nur wenig. Aber das passt perfekt. Dieses entzückende Bilderbuch ist perfekt illustriert und setzte verschiedene Schrifttypen originell als zusätzliches Gestaltungsmittel ein. Nicht nur für alle Eltern und Geschwister eines kleinen Plapperkükens DAS Bilderbuch schlechthin.
Janie Bynum: Das Plapperküken. 40 Seiten, gebunden, 21,5×26,5 cm, NordSüd 2021, ISBN: 978-3-314-10513-5, € 15m Empfohlen ab 4 Jahren
Wird schon schiefgehen, Ente!
Ente und Maus sind eingeladen zu Biber. Der hat einen neuen Damm gebaut, eine tolle Sache. Die beiden machen sich frohgemut auf, doch schon bald ist sich Ente sicher, das klappt nie. Sie werden sich verlaufen, nass werden und schlimm erkälten. Überhaupt droht der plötzliche Hungertod. Bestimmt werden beide vom Fuchs gefressen, auch da ist sich Ente sicher. Oder ganz andere schlimme Dinge werden passieren. Die Früchte, die Maus unterwegs pflückt sind bestimmt giftig oder zumindest vergiftet. Und falls das nicht sein sollte, ist sicherlich Wildschweinpipi dran. So geht es Seite um Seite. Mit stoischer Ruhe begegnet Maus den zahlreichen Bedenken seiner Freundin, bis sie endlich Bibers neuen Damm entdecken. Wie wohl der Heimweg nach dem leckeren Essen bei Biber werden wird? Kleine Angsthasen und Angstenten werden sich in diesem herrlichen Bilderbuch wiederfinden. Und auch die mutmachenden Mäuse unter uns werden oft „Ja, genauso ist es“ denken beim Vorlesen und Anschauen der schönen Bilder.
Daniel Fehr, Raphael Kolly (Illustr.): Wird schon schiefgehen, Ente! 32 Seiten, gebunden, 24×23,5 cm, Thienemann 2022, ISBN: 978-3-522-45964-8, € 14, empfohlen ab 4 Jahren
Komm, wir wollen spielen!
Paul ist sehr vertieft in sein Handy. Er bekommt gar nicht mit, wie seine Schwester in der Badewanne mit einer Riesenkrake tanzt oder wie sein Freund als Astronaut den Weltraum erkundet. Bis er in der großen Pause seine Ohrstöpsel aus den Ohren geholt hat, ist das Mitspielangebot seiner Schulfreunde schon Schnee von gestern. Selbst Papas und Mamas tolle Spielideen können Paul nicht locken. Während die Welt um Mama auf der aufklappbaren Doppelseite bunt und voller witziger Fantasieideen ist, sitzt Paul ganz in grau gezeichnet daneben und schaut auf sein Handy. Das ändert sich schlagartig, als Oma und Opa bei ihrem nächsten Besuch in Zirkuskostümen vor ihm stehen. Jetzt erst merkt Paul, wie schön es ist gemeinsam zu spielen. Ein gelungenes Buch, ganz ohne erhobenen Zeigefinger oder Technikverachtung.
Ilan Brenman, Rocio Bonilla (Illustr.): Komm, wir wollen spielen! 40 Seiten, gebunden, 23,5×25,5 cm, Jumbo 2021, ISBN: 978-3-8337-4183-8, € 16, empfohlen ab 4 Jahren