Friedlicher Hausstand So blumenreich und trefflich wie Dante hätte ich es natürlich nicht ausdrücken können: Kinder sind wahrlich ein segensreiches Geschenk für uns häufig arbeits-überlastete und damit oft schon notorisch stressbeladene Erwachsene. Sogar wenn wir die kleinen Racker bei uns wohnen lassen müssen. Daran hat wohl keiner von uns den geringsten Zweifel.
Ein wirkliches Geschenk im trauten Heim sind sie allerdings nur solange, wie sie nicht als hauptberufliche Mini-Tyrannen mit konsequent „verweigernder Stressigkeit“ den ganzen friedlichen Hausstand durcheinander bringen. So wie Daniel …
Stress im Haus, die Erste Gratuliere! Gerade eben sind Sie, liebe Leser, rechtzeitig eingestiegen, um den jungen Vater, Martin S. im spannungsgeladenen häuslichen Interventionsmodus anzutreffen: „Räumst du jetzt wohl endlich dein furchtbar unordentliches Zimmer auf, Daniela?“ Die solcherart angesprochene Zwölfjährige reagiert natürlich sofort. Und das auch noch wie aus dem Lehrbuch: „Nein!“
Na bitte! Ist doch schön, wenn man so eine kompakte und überaus klare Antwort von seinem Sprössling erhält, oder? Papa Martin allerdings findet das weniger schön und ist trotz der gnädigen Wortspende seiner Tochterfrau (weibliche Form von Sohnemann) nicht nur im ansteigenden Zoffmodus, sondern aktuell auch etwas ratlos.
Wir allerdings, liebe RHEIN-NECKAR-KIND-Fans sind das natürlich nicht. Bevor ich aber mit einigen „hausgemachten“ Lösungsansätzen aufwarte, erstmal noch ein paar weitere Szenarien aus meinem wie-wohnt-es-sich-möglichst-stressbetont-Portfolio. Das macht Spaß, Leute!
Stress im Haus, die Zweite „Viktor! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du deinen Teller wegräumen sollst?“ Das achtjährige Gör um das es hier geht, murmelt daraufhin in seinen hoffentlich irgendwann vorhanden Bart: „Na vier Mal noch, wenn‘s geht!“ Schwupps! Schon flutscht Viktor in sein Zimmer. Rumms! Die Türe knallt zu! Und der arme Teller? Der steht immer noch einsam rum und ist traurig, dass er sein gesundes Gemüse schon wieder nicht losgeworden ist. Papa Hans ist ebenfalls nicht bester Stimmung. Dafür hat er aber, wie der Großteil aller Mütter und Väter dieser Welt, noch einen Alternativplan im Gepäck: „Na gut! Dann räum´ ich das Ding halt selber weg!“ Schon mal gehört von Fällen, wie diesem? Ich nenne es in meinen Büchern gerne liebevoll, die „Na-Gut-Falle“! Aber ich greife meinem Lösungsteil vor …
Stress im Haus, die Dritte Auftritt für Hannelore! Ihres Zeichens leicht gestresste, diensthabende Mutter der sechsjährigen Susanne. Auftritts-Grund: Die kleine Prinzessin will einfach nicht mit Zähneputzen anfangen, egal, wie oft die arme Frau sie dazu auffordert – oder vielleicht gerade deswegen: „Ich sag‘s dir jetzt zum letzen Mal: Geh´ endlich Zähneputzen!“ „Toll!“, denkt der kleine Zahnpflege-Muffel, „Und was kommt dann nach deinem letzten Mal? Da bin ich aber gespannt Mum!“
Gemeinsam Damit klar wird, worauf das hier hinausläuft, dürfen wir uns fragen, was diese Fälle miteinander gemein haben. Antwort: Sie stehen alle am Anfang eines beliebigen „Zoff-Zustands“ zwischen Kind und Eltern und damit am Beginn von häuslichem Stress. Ganz automatisch ergibt sich daraus unsere Titel-Frage: Stress im trauten Heim? Ist das wirklich nötig? Ist ausgerechnet das häusliche Miteinander vielleicht der schwierigste Teil des ganzen Elterndaseins? Mitnichten, Leute!
Fragt man so rum, dann wünschen sich die allermeisten Eltern, dass gerade im trauten Heim möglichst andauernd Friede, Freude, Eierkuchen herrschen möge. Das Zusammenleben mit ihren Kindern empfinden die Allermeisten als die schönste, die am meisten erfüllende und mental bereichernde Zeitspanne ihres Erwachsenenlebens. Die allerwenigsten aber teilen das ihren Kindern auch von Herzen mit: „Mein Schatz, auch wenn du gerade mal wieder rumbrüllst, es ist so schön, dass du da bist!“
Seien Sie mit ihren kleinen Haus-Anarchisten also gnädig:
Es ist nämlich alles …
… hausgemacht Wie jetzt! Das glauben Sie nicht so ganz? Dann schauen Sie doch mit mir zurück. Martin S. aus Beispiel eins ist in eine klassische erzieherische Sackgasse hineingeraten: Er hat im höchsten Interventionsmodus eine Frage gestellt, anstatt Daniela aufzufordern: „Dein Zimmer! Jetzt! Danke!“
Sie kennen meine Ansätze ja schon: Je weniger Worte, desto „gut“! Probieren Sie das ruhig mal. Erfolgsaussicht: Galaktisch höher, als andersrum! Papa Hans, aus Beispiel zwei könnte diesen Ansatz auch gut gebrauchen, indem er beispielsweise ausschließlich Handzeichen in Richtung Teller gibt, anstatt seine wie-oft-soll-ichs-dir-noch-sagen-Vorschläge abzusondern. Dem lieben Viktor ist ja gar nichts Anderes übrig geblieben, als in den Verweigerungsmodus zu schalten. Forscher nennen dieses Verhaltensmuster: reaktive Abwehr. Auch Mutter Hannelore käme mit anderem Vorgehen als dem allabendlichen Aufforderungsdruck viel besser durch. Zum Beispiel mit jenem Stilmittel, das bei allen Kindern bombensicher wirkt: Spaß!
Versuchen Sie doch konsequent, die unzähligen Aufforderungen, die rund ums traute Heim so anfallen, anstatt in Standpauken oder Ähnliches eher in Spaß und „entspannte Drucklosigkeit“ zu verpacken.
Sie werden es mögen!