Vereine und Verbände sind wichtige Orte für die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Hier lernen sie Teamgeist und Selbstbewusstsein. Doch gerade diese Orte, die eigentlich Schutz und Gemeinschaft bieten sollen, können auch Schauplätze von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt werden. Es ist eine traurige Realität, dass Übergriffe in Sport- oder Jugendverbänden vorkommen. Umso wichtiger ist es, als Verein selbst präventive Maßnahmen zu ergreifen – eine davon ist die Schulung von Ansprechpersonen.
Eine Ansprechperson ist ein geschultes Vereinsmitglied, an das sich Betroffene oder deren Angehörige vertrauensvoll wenden können. Für diese Aufgabe bietet die Fachstelle PriJuS, in Kooperation mit der Fachberatungsstelle Wildwasser Karlsruhe, spezielle Schulungen an. Das Ziel solcher Schulungen ist es, mit der Ansprechperson eine kompetente Anlaufstelle zu schaffen, die bei Verdachtsfällen von sexualisierter Gewalt angemessen reagieren kann – unabhängig davon, ob die sexualisierte Gewalt im Verein oder woanders passiert. Gerade für Eltern ist es beruhigend zu wissen, dass es im Verein Ansprechpersonen gibt, die nicht nur ein offenes Ohr haben, sondern auch wissen, welche Schritte im Ernstfall zu gehen sind.
Warum sind Ansprechpersonenschulungen so wichtig?
Eine der größten Hürden für Betroffene ist das Sprechen über sexualisierte Gewalt. Scham, Angst und Unsicherheit halten viele Menschen davon ab, sich jemandem anzuvertrauen. Hier setzt die Bedeutung der Ansprechperson an: Sie wird speziell geschult, um sensibel und professionell mit solch heiklen Themen umzugehen. Ansprechpersonen lernen, wie sie eine Vertrauensbasis schaffen und betroffene Kinder oder Jugendliche ernst nehmen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, keine vorschnellen Urteile zu fällen, sondern sachlich und empathisch zuzuhören.
Besonders in Vereinen oder Verbänden, in denen Hierarchien und enge Beziehungen zwischen Betreuer*innen und Kindern bestehen, kann die Hemmschwelle für eine Meldung besonders hoch sein. Oft fühlen sich Betroffene eingeschüchtert oder glauben, dass ihnen ohnehin niemand glauben wird. Eine gut ausgebildete Ansprechperson erkennt diese Dynamiken und kann Betroffene behutsam begleiten. Sie sorgt dafür, dass alle weiteren Schritte im Sinne des Kindeswohls unternommen werden. Im Optimalfall gibt es daher in einem Verein auch mehrere Ansprechpersonen unterschiedlichsten Geschlechts – damit Betroffene wählen können, mit wem sie reden wollen.
Was beinhaltet eine Ansprechpersonenschulung?
In einer Ansprechpersonenschulung wird, neben der Sensibilisierung für das Thema sexualisierte Gewalt, auch der richtige Umgang mit Verdachtsfällen vermittelt. Denn dieser erfordert nicht nur psychologisches Feingefühl, sondern auch Kenntnisse über gesetzliche Vorgaben und Handlungskompetenz. Die Teilnehmenden lernen, wie sie den Verdacht dokumentieren und welche Beratungsstellen unterstützend in den Prozess eingebunden werden können. Die Interessen und Bedürfnisse der betroffenen Person sollten dabei stets an erster Stelle stehen.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Gesprächsführung. Ansprechpersonen lernen Methoden der Gesprächsführung kennen, um empathisch mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. So schaffen sie eine Vertrauensbasis, die es betroffenen von sexualisierter Gewalt
ermöglicht, sich zu öffnen und Hilfe zu erhalten.
Sichere Räume für Alle
Auch für andere Aktive im Verein ist eine geschulte Ansprechperson von großer Bedeutung. Vermutungen können zu großer Unsicherheit führen. Mit einer Ansprechperson gibt es eine geschützte Stelle, an der solche Vermutungen angesprochen und gemeinsam bearbeitet werden können. Die große Verantwortung kann so auf mehrere Schultern verteilt werden und alle Aktive im Verein profitieren von der größeren Handlungssicherheit.
Letztlich steht fest: Prävention ist der wirksamste Schutz vor sexualisierter Gewalt. Vereine und Verbände tragen eine große Verantwortung, diese Schutzräume für Kinder und Jugendliche zu schaffen und zu erhalten. Die Benennung und Schulung von Ansprechpersonen ist ein zentraler Baustein eines Schutzkonzepts, der nicht nur im Krisenfall wichtig wird, sondern mit dem ein Verein auch ein klares Signal nach außen setzt: Sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch wird bei uns nicht toleriert und es gibt Menschen, die Betroffene ernst nehmen und sie unterstützen.
Termine für Ansprechpersonenschulungen:
17. + 18. Januar 2025
Freitag: 17:30 bis 20:30 Uhr | Samstag: 10 bis 17 Uhr | Ort: Anne-Frank-Haus, Moltkestr. 20, 76133 KA
23. + 24. Mai 2025
Freitag: 17:30 bis 20:30 Uhr | Samstag: 10 bis 17 Uhr | Ort: Anne-Frank-Haus, Moltkestr. 20, 76133 KA
Kontakt / Infos / Anmeldung: prijus@tja.de | www.prijus-ka.de | Tel: 0721 133 5606