Lernzeit – Lebenszeit – Entwicklungszeit an der Waldorfschule Rastatt

„Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!“

Bild: Oliver Hurst, Seefeldstrasse 46, 76437 Rastatt.

Zu Beginn der Waldorfschulzeit beschäftigen sich die Erstklässler neben anderen Fächern beim Schreiben das ganze erste Schuljahr nur mit der Einführung der großen Buchstaben. Ginge das nicht ein bisschen schneller? Selbstverständlich ginge das! Doch die Waldorflehrer lassen sich hier bewusst mehr Zeit – das ist manchmal eine Geduldsprobe für die Eltern. Die Waldorfpädagogik richtet ihren Lehrplan nach den Entwicklungslinien der Kinder und lehrt nicht einfach, was die pädagogische Wissenschaft der Neuzeit meint, was ein Erstklässler wann zu können habe. Ein Kind im Alter von sechs bis acht Jahren befindet sich im Übergang vom Kindergartenalter zum Schulalter. Dieser Übergang ist ein Reifeprozess, der sich hier vollzieht: vom reinen Spieltrieb ohne Ziel, vom Eins-Sein zu der Fähigkeit sich deutlich von seiner Umgebung abgrenzen zu können. Ein erster wichtiger Entwicklungsschritt, der den Menschen durch Hinterfragen, Nachfragen und einem gesunden Maß an Skepsis nach und nach zu einem frei denkenden Bewusstsein führt.

Das Erlernen der Buchstaben ist ein komplexer Vorgang: Ein Strich, gerade oder gebogen, ein Punkt bedeuten als Zeichen ein ganz bestimmter Buchstabe, der mit Hilfe einer Mund-Zähne-Zungenstellung zu einem Laut gebracht werden kann. Mehrere solcher Zeichen hintereinander mit den entsprechenden Mundbewegungen können zu einem „klingenden Hintereinander“ gebracht werden. Mehrere solche Zeichen bilden ein so genanntes Wort. Ein Wort, das entsprechend klingt, ist einem Gegenstand zugeordnet. Die Bedeutung wird nun noch komplexer, wenn wir mehrere Worte zu einem Satz aneinan-der-rei-hen, dessen Bedeutung zuweilen sogar zweideutig werden kann. Für ein Kind im Übergangsalter vom Kindergarten zum Schulkind ist das Erlernen des Lesens und Schreibens eine Herausforderung. Denn es gilt hier einige – für Erwachsene selbstverständlich gewordene – Abstraktionsgrade zu überwinden. Die Waldorfschule ergänzt das Erlernen der Buchstaben mit Zeichnen, Malen und Geschichten, an die das Kind in diesem Alter anschließen kann. Dies ermöglicht ein seelisches Verbinden mit der Welt der doch recht abstrakten Buchstaben. Dieses Vorgehen verlangt etwas mehr Zeit, die den heranwachsenden Kindern in diesem Alter gerne gegeben werden, damit das Lesen und Schreiben nicht vorzeitig zur mentalen Überforderung, sondern zur Freude gedeiht und schließlich eine Brücke bietet die Welt zu verstehen.

Die Aspekte der Lern- und Entwicklungsschritte von Kindern werden in der Freien Waldorfschule Rastatt beim Elterninformationsabend für Kindergarten-Eltern am 23. November, 19.30 Uhr näher erläutert. Weitere Informationen unter www.waldorfschule-rastatt.de


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