Heute fuhr ich mit dem Bähnchen durch den Karlsruher Schlossgarten. Eine Freundin war zu Besuch, es war heiß und unsere vollen Mägen verlangten nach etwas Niederschwelligem, bei dem man sich in der Mund-Ohren-Gegend rege austauschen kann, ohne sich an anderen Körperstellen anzustrengen. Vorher waren mir noch die Bötchen im Zoo eingefallen, aber die schieden aus wegen „zu weit weg“.
Auf dem kleinen Bahnsteig war richtig was los und mit der Bahnkarte in der Hand warteten wir mit vielen kleinen Kindern samt elterlichem Anhang auf das kleine rote Schnauferle mit den zahlreichen Holzwägelchen hintendran. Ein Kind schien sich nur schwer zwischen Angst und Vorfreude entscheiden zu können und japste zwischen Lachen und Weinen immer wieder „Zuuug, Zuuug“, sehr niedlich.
Man könnte denken, dass man sich, die man schon länger im fortgeschrittenen Erwachsenenalter angekommen ist, irgendwie fehl am Platz fühlen würde in solch einem Kindergefährt, doch weit gefehlt. Ich glaube an diesem Mittag hatten wir beide die meiste Freude in diesem Kinderzug. Wir winkten, was das Zeug hielt, zeigten uns gegenseitig völlig begeistert vom kleinen Fasanenschlösschen im japanischen Stil und freuten uns wie die Schneeköniginnen, wenn sich die Lok in die Kurve legte. So viel Spaß für 2,90 € hatte ich lange nicht mehr!
Übermütig ob dieser touristischen Ausnahmeerfahrung, entführte ich meine Freundin sogleich in die Gewächshäuser des Botanischen Gartens. Welch ein Glück, sogar bei freiem Eintritt. Karlsruhe ist eine tolle Stadt, resümierten wir übereinstimmend. Man hätte getrost einen Stadtmarketingfilm mit uns beiden drehen können, am besten mit versteckter Kamera. Wir wären für jeden Kameramann ein gefundenes Fressen gewesen. Hinter Kakteen kauernd hätte er uns belauschen können, wie wir die fantastische Eisenkonstruktion lobten, uns an der Neubepflanzung der Gewächshäuser begeisterten und fasziniert die Orchideenblüten zählten. Gut, die Sache mit der Temperatur innen und außen gestaltete sich etwas schweißtreibend, aber einen Tod muss man schließlich sterben.
Unsere Lobhudelei machte selbst vor den neuen Toilettenanlagen nicht halt. Es wäre ein Imagefilm ohne Wenn und Aber geworden, dafür mit dicken Karpfen im Teich und gelben Pflanzen, die beim Reiben an den Blättern wie Popcorn riechen. Sogar mit Karamellgeschmack! Hätte ich nicht noch die Nachwehen des köstlichen syrischen Mittagessens zu beklagen gehabt, ich hätte wahrlich reingebissen in dieses popcornige Blattwerk.
Was sahen wir Babys an diesem heißen Julitag, ganz kleine mit niedlichen nackten Füßchen im mütterlichen Fliegergriff, etwas größere mit ebenfalls nackten Füßen, allerdings in der Luft aus der Kinderkarre ragend und fröhlich dazu krähend.
Die Badener sind ein freundliches Völkchen, kontaktfreudig, offen und vergnügt stellte meine Freundin mit Wehmut fest und sah sich schon in Bälde wieder gen Nordwesten der Republik entschwinden, wo sie in einer weniger freundlichen Stadt lebt. Wo es keine Bähnchen gibt, keine Gewächshäuser und keine fröhlichen Babys.
Manche Karlsruher Kinder ficht es schwer an, wenn das Leben sie außerhalb der heimischen Gefilde verschlägt und sie möchten ähnlich wie die Lachse in ihre angestammten Heimatgebiete zurückkehren. Ich bin dafür!
Lebenszufriedenheit in Deutschland
Die Deutsche Post fragte nach dem persönlichen Glück, der Arbeit, der Gesundheit, dem Einkommen, den Freizeitmöglichkeiten und dem Wohnraum. Herausgekommen ist der jährlich aktualisierte Glücksatlas. Er spiegelt den Wohlfühlindex je Bundesland wieder.