Taschengeld

Taschengeld

Meiner Ansicht nach kann man nicht früh genug anfangen, den lieben Kleinen ein altersentsprechendes und regelmäßiges Taschengeld zum eigenverantwortlichen Umgang anzuvertrauen. Auf diese Weise können sie sukzessive lernen, das vorhandene Geld einzuteilen und Ausgaben zu planen. Bestenfalls erhalten sie auch schon frühzeitig eine Vorstellung von dem Wert einer Sache, was dazu führt, dass die Kinder die Erfüllungsmöglichkeiten ihrer zumeist zahlreichen Wünsche realistischer einschätzen. So viel zur Theorie. Beobachtungen am lebenden Objekt belegen das vorab Gesagte dabei aber durchaus, wenngleich selbstverständlich mit individuellen Abweichungen. Betrachten wir beispielsweise meine eigenen Kinder, die seit 5 bzw. 4 Jahren ein regelmäßiges Taschengeld samt Nebeneinkünften in Form großelterlicher Zuwendungen beziehen. Der Lerneffekt könnte unterschiedlicher nicht sein, denn augenscheinlich legen unsere Kinder ganz unterschiedliche Verhaltensmuster im Umgang mit ihrem (Taschen-)Geld an den Tag. Während unser Erstgeborener seine Einnahmen plant, ist unser Töchterchen auf ihre Ausgaben fokussiert. Während folglich unser Sohn Rücklagen schafft und sein Geld gegenüber dem unseren gern unberührt lässt, lebt unsere Tochter immer am Limit und gibt ihr Geld mit vollen Händen und überaus großzügig aus. Ihre Neigung zu Spontankäufen wird nur gelegentlich unterbrochen durch längerfristige Planungen zur Anschaffung zumeist elektronischer Neuheiten, für die erfahrungsgemäß größere Geldsummen erforderlich sind. Dann wird gerechnet, geknausert und gespart.

Selbst Gelder, deren Zuteilung noch auf längere Sicht aussteht, werden generös in die Berechnungen einbezogen. Es bedarf folglich nur eines gezielten Verwendungszweckes, um die beachtlichen ökonomischen Fähigkeiten unserer Tochter evident zu machen. Gibt es keinen solchen, so gewinnt im Handumdrehen die Shopping-Mentalität die Oberhand, soll heißen: Investieren, was das Portemonnaie so hergibt oder unbemerkt den Weg in eines der unzähligen und mehrheitlich rein dekorativen Sparschweine gefunden hat, als gelte es inflationären Tendenzen zuvorzukommen. Ein besonderes Faible zeigt unsere Tochter dabei für verwaiste Gegenstände, deren andere sich dringlichst zu entledigen versuchen. Als gern gesehener Gast auf Schul- und Kinderflohmärkten aller Art nimmt sie sich vorzugsweise der Liegenbleiber-Schnäppchen an. Erst jüngst wurde ihr unüberschaubares Stofftierparadies um eine einäugige braun-schmuddelige Plüschgiraffe mit ausgedientem Plüscheffekt und Beinprothese und einen 2-köpfigen Drachen erweitert. Der Drache, so der heranwachsende und Mitleid heischende Verkaufsexperte, habe 3 seiner ursprünglich 5 Köpfe im Kampf eingebüßt. Zugegeben: ein Schnapper der besonderen Art. Und mal ehrlich: Wer braucht schon fünf Köpfe?

Im Verkauf agiert unser Töchterchen nur selten, da die väterlicherseits adaptierten Jäger-und-Sammlergene es schier unmöglich machen, ein nur halbwegs ansprechendes Sortiment auf die Beine zu stellen. Gelingt dieses annähernd, so liegt die halbherzig arrangierte Auslage der wenigen Exponate überwiegend verlassen dar, derweil unsere Zweitgeborene in missionarischer Funktion der Schnäppchenjagd frönt. Unser einnahmen- und verkaufsorientierter Sohn hingegen bietet seine Ware liebevoll, mit viel Geschick und wortgewandt werbend feil. Getreu dem Motto „Alles muss raus“ wird die unverkaufte Ware schlussendlich zu einem guten Kurs an die Schwester verhökert, weswegen sich Gewinne und Verluste im gesamtfamiliären Verbund abschließend die Waage halten. Also: Ende gut – alles gut. Es lebe die freie Marktwirtschaft!


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