„Santa Saus“ der rasende Weihnachtsmann

Gerhard Spitzer, der bekannte Wiener Verhaltenspädagoge und Autor von Top-Sellern wie „Entspannt Erziehen“ und „Warum zappelt Philipp?“, hat mit seiner humorvollen und konsequent kindgerechten Sichtweise schon zahllosen Eltern zu einem entspannteren Umgang mit ihren Kindern verholfen. Einer breiten Hörerschaft ist Spitzer durch seine Hörfunk-Live-Talks, sowie mit seinem erfolgreichen Seminarkabarett, „Kinder im Tyrannenmodus“ bekannt geworden.

Geheime Infos
Tante Klara bringt gerade ihr diesjähriges Weihnachtsgeschenk für den neunjährigen Stefan mit. Besser gesagt: Sie schleppt es heran. Es ist nämlich ein Paket mit riesenhaften Ausmaßen. Ein notwendige Maßnahme aus Tantchens Sicht: Die gute Klara hat aus familiären Geheimdienst-Kreisen schon vor Wochen erfahren, dass ihre jüngere Schwester, Gundula, ihres Zeichens somit Stefans „Tante Nummer zwei“, heuer ein gar teures Mitbringsel für ihren Lieblingsneffen geplant hat. Mit dieser Geheiminfo im Kopf sind Tantchens geheime Ansprüche „klara-rerweise“ augenblicklich ins Unermessliche angewachsen: „Gegen solcherlei innerfamiliäre Attacken muss man doch deutliche Signale setzen!“, schmiedet Klara ihren Angriffsplan.

Santa Saus am Ruder So ist es schließlich zu dem aktuellen, sündhaftteuren Made-in-China-High-Tech-Raumfahrt-komplett-Equipment gekommen, mit dem Stefan fraglos innerhalb der gesamten Galaxis wird aufräumen können. Geradezu lehrbuchhaft hat hier Santa Saus, der andauernd rasende alte Fiesling, offenbar das Ruder übernommen! Klara ist jetzt völlig sicher: Im Wettkampf um die höchste Kindergunst ist sie mit ihrem Coup auf die Siegerstraße eingebogen! „In dieser Familie, teures Schwesterchen, läuft alles nach meinen Vorstellungen! Und du, meine liebe Gundula, hast für heuer ausgespielt!“

Gut so, Klarachen! Nächstes Jahr gibt es im Spielzeug-Programm derselben Firma sicherlich bereits eine ganze gegnerische Flotte, samt ausreichender Bewaffnung, mit der Stefan es dann so richtig rundgehen lassen kann. Alles im Plan, Leute! „Wer soll da noch mithalten können“, denkt Klara die Lage vorsichtshalber nochmals strategisch durch, „vielleicht der schrullige Onkel Paul mit seinen gar lächerlichen Brettspielchen, die er jedes Jahr anschleppt?“

Erstens kommt es anders… Gut gedacht, gute Frau! Obwoohl … Was Klara noch nicht weiß: Genau diese lächerlichen Spielchen werden in der „Nachweihnachtszeit“ die ganze Aufmerksamkeit des Jungen beanspruchen. Das ständig überdrehte Schwesterchen Heidi darf da nämlich immer mitspielen, Papa sowieso und auch der ach so sparsame Onkel Paule, den Stefan übrigens „supercool“ findet! Das wird lustig! Wie jedes Jahr eigentlich.

Tja, liebe Großgeschenke-Aktivisten und sonstige Wettbewerbler unter all den Anverwandten und Bekannten, in unserer RHEIN-NECKAR-KIND-Familie; das berühmte Sprichwort scheint offenbar wirklich stimmig zu sein: Mit diesen unberechenbaren Kids kommt es erstens zuweilen anders, als man zweitens denkt. Oder so ähnlich…

Erneuter Perspektivenwechsel Das mit dem „anders Kommen“ passiert besonders dann, wenn man verabsäumt, die kindliche Perspektive von vornherein mit in die Rechnung zu nehmen. Und die, so leid es mir tut, liebe fleißige Geschenkebringer, ist leider eher nicht materiell orientiert. Sie glauben mir das noch nicht so ganz? Dann verinnerlichen Sie jetzt genüsslich meinen harten Praxisbeweis: Lassen Sie Ihrem Kind doch mal versuchsweise die freie Wahl zwischen einem unschlagbaren Hochpreis-Geschenk oder einer stattdessen unter dem Weihnachtbaum liegenden „Jahres-Garantie-Urkunde“ für mindestens dreimal die Woche Extra-Large-Spaß-Bauchpuster-Kuschelrunden! Was denken Sie, wofür Sie wohl eher den wahrscheinlich sogar verzögerungsfreien Zuschlag erhielten? Aber Achtung: Sofern Sie über ein Angebot dieser Art auch nur nachdenken, sollten Sie sich bereits darüber im Klaren sein, worauf Sie sich da einlassen. Aber  ausprobieren – vielleicht erstmal nur mit einer verkürzten Vier-Wochen-Garantie – sollten Sie es allemal!

Sie werden es mögen.

Aus mit Santa Saus
Bremsen Sie bitte behutsam, aber unmissverständlich das Aufkommen eines verwandtschaftlichen Wettlaufs im gegenseitigen Übertreffen bei der Geschenke-Auswahl und schon bekommt unser netter Santa Saus das große Gruseln. Beispielsweise könnten Sie mit Mut und etwas Taktgefühl Tante, Onkel und Co. erklären, dass Sie das jeweils teuerste Geschenk nicht an Ihr Kind weiterreichen werden.

Auch hat es sich bewährt, in Richtung Verwandt- und Bekanntschaft unmissverständlich zu transportieren, dass hauptsächlich Sie, liebe diensthabende Eltern, das Sagen bei der Erziehung zum „richtigen“ Wertempfinden Ihres Kindes haben. Wenn es schon materielle Geschenke sein müssen, kann die rechtzeitige Auswahl überaus hilfreich sein: Mehr Zeit zur Acht- und Bedachtsamkeit hat schon viele Geldtaschen geschont und Kinderaugen glücklich gemacht.

Einkaufen in letzter Minute wird ohnehin meist teurer. Besorgt man hingegen zu einem sehr frühen Zeitpunkt schon ein passendes Geschenk, kommt die Entscheidung viel deutlicher „aus dem Herzen“, denn aus der Not der Stunde!

Machen Sie bitte Ihr Kind konsequent damit vertraut, dass Geschenke, hinter denen persönliche Bemühungen und viel Nachdenken stehen, die „wahren Renner“ sind. Beispielsweise stehen, speziell bei jüngeren Kids, selbstgemalte Bilder, Reime und vor allem Urkunden immer noch hoch im Kurs…


Redaktion

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