
Es ist – das sage ich voller Stolz – das größte Abenteuer meines Lebens, auch wenn hier nicht die Rede von meinen Erlebnissen als Superheldin sein wird. Ich möchte Euch erzählen, wie es ist, wenn man zwei Kinder unter zwei Jahren mit geringem Altersabstand hat.
Schwebt man in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt des ersten Kindes wie auf Wolken? Ist es so, als ob man sich ganz schwer verknallt hat, nur gefühlt 1000 Mal so intensiv? Vergisst man alles um sich herum, spielt das, was sich außerhalb dieser Blase aus puren Glücksgefühlen befindet, keine Rolle mehr? Konzentriert man sich nur noch auf das Baby?
Ja, ja, ja und nochmals ja. Doch ich muss Euch enttäuschen. Das wird so nie wieder passieren. Denn bei Kind zwei geht das schon allein aus logistischen Gründen nicht mehr. Schließlich hat man ja noch ein weiteres kleines Wesen, das Nähe und Aufmerksamkeit braucht und umsorgt werden möchte. Hier ist es eher die Tatsache, dass man auf einmal zwei so wundervolle kleine Wesen vor sich sitzen und liegen hat, die einen in absolute Verzückung geraten lässt. Kann das wirklich sein? Passiert das gerade wirklich?
Gänsehaut und Tränen der Rührung – auch das gab es während der magischen Anfangszeit mit Baby Nummer zwei in Hülle und Fülle. Doch so lange hielt der magische Zauber dieses Mal nicht an. Eine klitzekleine Eventualität, mit der ich nicht gerechnet hatte, ließ mich schneller als mir lieb war auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Mein absolut spontan geplantes Wunschkind Nummer zwei ließ sich einfach nicht ablegen. Es schlief tagsüber kaum und wenn dann nur auf mir. Das kommt Euch bekannt vor?
Nun ja für mich war das eine völlig neue Erfahrung. Der große Bruder konnte nämlich leider nicht gestillt werden, weil ich nach der Geburt sehr viel Blut verloren hatte. Meine Eisenwerte waren so schlecht, dass die Ärztin sich wunderte, dass ich noch aufrecht stehen konnte. Deswegen bekam der Kleine, sehr zu unserem Bedauern, relativ schnell die Flasche. Dabei wechselten mein Mann und ich uns ab. Er war zufrieden, solange er nur etwas zu essen bekam. Von wem das spielte keine Rolle.
Aber jetzt bei seinem Bruder sah die Situation ganz anders aus. Das Stillen lief wie am Schnürchen, was dazu führte, dass das Kind immer in meiner Nähe sein wollte. Es ließ sich auch nur von mir beruhigen und wurde schnell unruhig, wenn es bei meinem Mann, der Oma, dem Opa, anderen Familienmitgliedern oder Freund*innen war. Ich spürte eine große Zerrissenheit. Einerseits war diese neue Erfahrung wunderschön. Andererseits plagten mich Gewissensbisse, weil ich nicht mehr so viel exklusive Zeit mit dem Großen verbringen konnte.
Zum Glück kümmerte sich mein Mann einfach mehr um ihn, so dass die Aufmerksamkeit doch gleich verteilt wurde. Es gab aber auch einen großen Vorteil. Mein Mann gewöhnte sich daran, nachts aufzustehen, wenn der Große wach wurde und nicht alleine wieder einschlafen konnte. Ich war ja die meiste Zeit mit dem Stillen beschäftigt. Aber immerhin bekam ich nachts trotzdem mehr Schlaf als beim ersten Kind, bei dem ich ja immer aufstehen musste, um diese blöden Fläschchen zu machen.
Drei Wochen nach der Geburt war mein Geburtstag. Ich hatte mir gewünscht, dass wir zu viert einen schönen Spaziergang machten. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf den Weg. Das Baby in der Trage, sein Bruder im Kinderwagen. Dabei entstand auch das erste Selfie als vierköpfige Familie. Ich war überglücklich. Was wollte ich mehr? Da gab es noch so einiges, einen Doppelkinderwagen zum Beispiel. Wir hatten uns vor lauter Geburtsvorbereitungen und Kita-Eingewöhnung darüber noch gar keine Gedanken gemacht.
Mein Mann war skeptisch. Das brauchen wir nicht, so ein Quatsch. Wir haben doch einen super guten Kinderwagen. Ja in der Anfangszeit braucht man das natürlich noch nicht. Aber irgendwann wird der Kleine zu schwer sein für die Trage und spätestens dann wäre ein Kinderwagen für zwei Kinder super. Ich sollte Recht behalten. Wenige Monate später ergatterte ich ein gutes, gebrauchtes Modell. Eine Anschaffung, die sich sofort bezahlt machte und die wir beide nicht mehr missen wollten.