Phillies Tagebuch: Unsere unendliche high-speed Tintenfisch-Geburt

Geburtsbericht eines frischgebackenen Papas

Foto: Pexels

Alles begann mit einem negativen Fruchtbarkeits-Schnelltest (meinerseits) aus der Apotheke. Seitdem der ständige Hintergedanke im Kopf, dass wir uns eventuell Alternativen überlegen
müssen, was unseren Kinderwunsch anging. Aber soweit waren wir sowieso noch nicht.

Vier Jahre später blieb dann auf einmal die Periode meiner Frau Ida aus. Schwanger! In unserem Fall Ida etwas mehr als ich. Mir fiel es ein bisschen schwer das alles zu begreifen. Die ganzen Veränderungen, die vor allem Ida durchlebte. Die Gelüste auf ungesundes Essen betrafen uns allerdings gleichermaßen. Dann wartet man.. und wartet.. Monate lang! Unendliche Monate waren das für uns.

Und auf einmal geht es endlich los. Plötzlich ist man dann doch völlig von der Tatsache überrumpelt, dass sich bald alles ändern wird. Es passierte zwei Wochen vor dem ET, mitten in der Nacht. Ich glaube es war so ca. 3 Uhr, da platzte die Fruchtblase. Wir haben dann in Ruhe die natürlich noch nicht gepackte Krankenhaus-Tasche gepackt und fuhren ins Krankenhaus. Wegen Corona durfte ich erstmal nicht mit rein (März 2021).

Also versuchte ich im Auto vor der Klinik ein wenig zu schlafe. Das hat so circa garnicht funktioniert. 1000 Gedanken schossen mir durch den Kopf. Was passiert hier gerade eigentlich? Wie läuft das jetzt? Klappt alles? Besorge ich mir was zum Frühstücken? Was ist, wenn Ida dann anruft? Scheiße! Jetzt schneit es auch noch. Ich lass den Motor laufen und Heizung an. Kann ich das bringen? Oh Mist, wie teuer wird das? Ist ein Stadtmobil.. Ah! Die berechnen ja nach gefahrenen Kilometern. Ok, also Gönnung! Oh Mann.. wann meldet sie sich endlich?

Nach ein paar Stunden hab ich mich dann mit Ida vorm Klinikum getroffen. Da Ida zur Überwachung vor Ort bleiben sollte und von den Wehen noch keine Spur war, musste ich dann wieder nach Hause und warten, bis ich zur Geburt ins Krankenhaus kommen durfte. Gegen Abend wurde ich dann angerufen und radelte wieder zurück. Aber die Wehen kamen einfach nicht in den Gang, die Einleitung klappte nur sehr schleppend. Nach ungelogen 30 Stunden und einer Badewanne ging’s dann auf einmal so richtig schnell. Ida hatte eine Eröffnungswehe, die sich gewaschen hatte! Sie umklammerte meinen Arm so fest, ich dachte sie bricht mir gleich den Arm. Wir wurden dann in ein Zimmer mit einem großen Bett gebracht, weil die Geburtswanne, die sich Ida eigentlich so gewünscht hatte, gerade besetzt war. Schade eigentlich!

Egal! Atmen und Pressen hab ich verstanden. Ich ertappte mich irgendwann dabei, dass ich alle Ansagen, die Ida von der Hebamme bekam, auch umsetzte. Und dann war da noch dieses verfluchte CTG-Herzmessgerät um den Bauch von Ida gespannt, das ständig verrutschte. Das hat mich ganz wahnsinnig gemacht, denn es war wohl meine Aufgabe, aufzupassen, dass es richtig sitzt.. Aus den anderen Geburtsräumen hörte man gleichzeitig andere Frauen brüllen und schreien und tönen, ich sag’s euch.. diese Gesamtsituation ist schon crazy. Vielleicht das nächste Mal doch eine Hausgeburt?

Im letzten Viertel hielt ich Ida an der Bettkante von hinten fest und die Hebamme kniete vor ihr mit Blick zwischen den Beinen. Sie motivierte Ida für den Endspurt und ich kam mir vor wie bei einem NBA-Spiel, bei dem der Coach sein Team nochmal anfeuert alles zu geben, um das Ding zu gewinnen.

Und auf einmal flutschte, wie Ida sagt, ein Tintenfisch aus ihr heraus und unsere Tochter Bo lag da auf dem Boden. Schnell auf den Arm! So surreal und wunderschön zugleich. Und ab dem Zeitpunkt habe ich dann gar nichts mehr geblickt. Auf den Fotos, die wir gemacht haben, sehe ich aus wie der letzte Trottel, aber egal. Adrenalin gemischt mit unendlichem Glück – ein sehr sehr guter Cocktail.

Und ab da waren wir endlich zu dritt. Ich durfte dann noch ein paar Stunden bleiben und mich mit unserer Tochter bekannt machen, bevor ich wieder alleine nach Hause musste wegen.. ihr wisst
schon was.. So eine Geburt ist auf jeden Fall ein abenteuerlicher Ritt für alle Beteiligten.


Phillie

Phillie

Phillie erzählt in seinen Tagebucheinträgen von seinen Erfahrungen als Papa. Er ist gelernter Erzieher und Yoga-Lehrer.

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