Kinder sind Menschen, aber Eltern auch

Gedanken von Bettina Huss (Gastkommentar)

Gastautorin Bettina Huss

Das mit dem „Eltern sein“ ist ja manchmal so eine Sache. Zuerst wünscht man sich nichts mehr als endlich so ein kleines, süßes „Würmchen“ im Arm zu haben. Einen kleinen Menschen aus Liebe zum Leben zu zeugen, ihn zu beobachten in seiner Entwicklung und Entfaltung und sich darüber einfach nur zu freuen.
Aber wenn sie dann mal da sind und man merkt, was es tatsächlich bedeutet Eltern zu sein, kommt bei den meisten das sogenannte Wechselbad der Gefühle zwischen völliger Hingabe und Liebe zu dem kleinen Wesen und totaler Überforderung und die Sehnsucht nach Zeiten, in denen man einfach nur für sich selbst verantwortlich war. Die Erkenntnis, dass es ab jetzt nicht besser wird sondern nur anders, ist kein großer Trost.
Individuelle und einzigartige Kinder sind anstrengend, denn sie wollen alles selber machen, wissen alles besser und sind voller Energie. Eine kleine Persönlichkeit mit ganz eigenen Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen. Erziehung ist da nicht immer leicht. Das Einzige, auf das wir zurückgreifen können (ob bewusst oder unbewusst), ist dann oft das, was wir von unseren eigenen Eltern mitbekommen haben.
Jetzt wird es aber erst richtig schwierig, denn viele von uns spüren, dass das, was wir selbst als Kind erfahren haben, uns nicht immer geholfen hat, unsere eigene Individualität zu spüren und zu entwickeln. Oft wurde uns beigebracht, dass es wichtig ist sich anzupassen, mit dem Strom zu schwimmen, man sich nicht alle Wünsche erfüllen kann und es wohl besser ist, auch nicht so aufzufallen. Auch später in der Schule und im Laufe unserer Ausbildung hat man uns immer wieder beigebracht, dass es wichtig ist Standards zu erfüllen, seine Leistung zu bringen und es allen recht zu machen. Selbst diejenigen, die sich in die Opposition begeben haben, spürten früher oder später die gleiche Unzufriedenheit. Denn das Gegenteil davon etwas zu machen heißt noch lange nicht, etwas zu machen was einem tatsächlich entspricht. Wir empfinden ein Gefühl der Machtlosigkeit und fühlen uns aufgehalten, weil wir nicht erkennen, dass es unsere negativen Prägungen der Vergangenheit sind, die uns daran hindern, unsere wahre Persönlichkeit zu leben.
Kinder spüren sehr schnell, wenn man sie aufhalten will, sich selbst zu sein. Es ist noch wie als Instinkt in ihnen angelegt. Ein Instinkt, der das Menschsein wohl auf natürliche Art schützt. Sie werden wütend und trotzig. Je nach Typ und Veranlagung kommt früher oder später ein Punkt der Resignation, an dem sie sich entweder anpassen, oder sich gegen die Eltern und ihre Art mit dem Leben umzugehen wenden.
Kinder sind Menschen, aber Eltern eben auch. Nur wenn wir Großen wieder lernen, unsere wahren Wünsche und Bedürfnisse zu leben, wenn unser eigenes Leben sinnhaft und voller Freude ist, dann sind wir auch in der Lage, die Einzigartigkeit und das Besondere in unseren Kindern zu erkennen und zu fördern. Dann können wir unsere Kinder tatsächlich verstehen und ihnen als Vorbild zeigen, was es bedeutet zu sich selbst zu stehen.
Es geht im Leben nicht darum besonders gut zu sein, sondern es geht darum besonders zu sein, denn jeder Mensch ist einzigartig. Alle Eltern, die ihre Kinder jemals mit Liebe betrachtet haben, wissen das ganz genau.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie diese Einzigartigkeit jeden Tag auf ein Neues an sich und an Ihren Kindern und Mitmenschen erkennen.


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