Familienausstellung „Cowboy & Indianer – Made in Germany“ im Karlsruher Schloss

Sie tragen Federhauben, rauchen Friedenspfeife und kennen keinen Schmerz… – Das Bild des typischen Indianers hat sich seit den Plakaten für Indianerschauen um 1900 bis heute kaum verändert. Wie sehr unsere Kultur in Wort, Bild und Film von zumeist deutschen Klischees über den Wilden Westen geprägt ist, zeigt eine Ausstellung im Karlsruher Schloss. Seit 19. März widmet sich „Cowboy & Indianer – Made in Germany“ einem Phänomen der Populärkultur und beschreitet auch in der Kulturvermittlung neue Wege: In seiner ersten generationenübergreifenden Familienausstellung verbindet das Badische Landesmuseum eine wissenschaftlich fundierte Präsentation mit innovativen Aktionsangeboten zu einer unterhaltsamen Schau für Groß und Klein.

Dass die Leidenschaft der Deutschen für den amerikanischen Wilden Westen ausgerechnet im Karlsruher Landesmuseum thematisiert wird, hat lokalen Bezug: Die Auftritte von Buffalo Bill und seiner Show, die ab 1890/91 durch 24 deutsche Städte tourte, fachten die Begeisterung für Cowboys und Indianer, Freiheit und Abenteuer auch in der Fächerstadt an. Waghalsige Reitkünste, eine inszenierte Büffeljagd sowie ein Postkutschenüberfall mit Indianergeheul hinterließen hier bis heute einen nachhaltigen Eindruck – davon zeugen der Indianerbrunnen auf dem Werderplatz, die Bezeichnung Südstadtindianer für einen ganzen Stadtteil sowie zwei Westernvereine, die zu den ältesten in ganz Deutschland gehören.

In der Ausstellung erwartet die Besucherinnen und Besucher gleich zu Beginn eine raumgreifende Inszenierung von Buffalo Bills Arena, in der die Wild-West-Helden von damals auftreten: darunter auch der bekannte deutsche Show Cowboy Billy Jenkins. Die populäre Indianerliteratur wird angeführt von J. Fenimore Coopers Lederstrumpf-Geschichten. Karl May schließ-lich ist der weltweit meist übersetzte deutsche Autor mit einer Auflage von geschätzt 200 Millionen Exemplaren.

In den 60er Jahren machte Pierre Brice, dem als Schauspieler weder in Frankreich noch in Italien der Durchbruch gelungen war, in Deutschland eine einzigartige Filmkarriere und avancierte zum Teenager-Star: Für den Winnetou-Darsteller gab die Jugendzeitschrift Bravo als erstem und als einzigen Prominenten gleich drei Starschnitte heraus. In der Ausstellung können die Besucher in einem eigens eingerichteten Kinobereich in ein „Best of“ der Western Filme eintauchen.

Deutsche kulturelle Phänomene wie Westernvereine, Karnevalsverkleidungen und Kinderspielzeug verdeutlichen, dass der hiesige Umgang mit dem Sujet Wilder Westen im Grunde stets spielerisch war. Schließlich lachte ein ganzes Land über den „Schuh des Manitu“.

Auch in der Ausstellung ist das spielerische Element maßgebend. Ein Kletterfelsen lädt zu Erkundungen ein, die Tipis im Indianerdorf locken mit Hörstationen und ein Lagerfeuer lodert. Die Hauptattraktion all dieser typischen Wild West-Kulissen ist wohl der Saloon in der eigens errichteten Westernstadt: Einst Sammelpunkt für Trapper, Goldsucher, Sheriffs und Saloon-Ladies dürfen sich nun die Besucherinnen und Besucher hier wie waschechte Cowboys benehmen und an der Bar Flaschen abwerfen.

Die Ausstellung mit ihren vielen interaktiven Stationen richtet sich explizit an alle Generationen: Auf Plüsch-Mustangs, sog. Pony-Cycles, können schon die Kleinsten durch die Buffalo Bill Arena reiten, und ein Zirkuswagen mit Kostümen ermöglicht jedem, in seine Lieblingsrolle zu schlüpfen. Auf insgesamt 900 Quadratmetern bieten herausragende Objekte aus Museen und Privatsammlungen ebenso wie attraktive Spielangebote ein großartiges Familienvergnügen.

Die Ausstellung ist rezeptionsgeschichtlich orientiert und bietet keine ethnologische Präsentation, die über falsch und richtig eines „bleichgesichtigen“ Mythos und die historische Wirklichkeit des Wilden Westens aufklären will. Sie konfrontiert vielmehr den Besucher mit dem Indianerbild, das er seit seiner Kindheit im Kopf und Herzen trägt – und lebendig an die nächste Generation weitergibt.


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