Ackerbauepoche an der Freien Waldorfschule beendet

Die Welt begreifen

Brot backen aus selbst angebautem Roggen

Die Kinder der Klasse vier haben erst vor kurzem den Zyklus der Ackerbauepoche beendet. Mit einem duftenden Laib Brot im Arm verließen sie an einem Freitag im Herbst das Schulhaus. Und stolz konnten sie sein. Die Ackerbauepoche, anknüpfend an die Schöpfungsgeschichte mit dem Auftrag an den Menschen, das Land zu bestellen, begann für die Kinder in Klasse drei mit dem Pflügen ihres kleinen Stückes Land im Schulgarten. Die Kinder zogen dabei den Pflug, einige Wochen später wurde die Erde mit der Egge und wiederum viel körperlichem Einsatz bearbeitet. Die Kinder erlebten, wieviel Kraft es den Menschen kostet, die Erde für die Aussaat vorzubereiten. Nach der Aussaat des Roggens von Hand wurde das Feld erneut geeggt und dann gewalzt. Dabei standen die Kinder im Griff der Walzen und zogen diese über das Feld. Nun war alles gut vorbereitet und die Kinder begleiteten das Gedeihen des Wintergetreides durch Besuche des Ackers, bis dann die Ernte Ende Juli diesen Jahres mit Handsicheln anstand. Zum Trocknen bündelten sie das Getreide in Garben und zum Dank für die erfolgreiche Ernte wurde ein Erntestrauß gebunden. Wieder mit großem körperlichen Einsatz und den rhythmischen Schlägen des Dreschflegels wurde das getrocknete Korn dann gedroschen und die Körner gereinigt, kräftige Puste oder händisches Aussortieren halfen, die Spreu vom Roggen zu trennen. Das in Kaffeemühlen gemahlene Mehl war nun zur weiteren Verarbeitung bereit und alle freuten sich auf den großen Backtag. Bevor es richtig losgehen konnte, musste aber noch ein Vorteig angesetzt werden und ein Papa half, dem großen Steinofen so richtig einzuheizen. Im Speisesaal der Cafeteria versammelten sich dann die Bäcker, wogen Zutaten ab, kneteten ihren Teig, verfeinerten ihn mit besonderen Zutaten und dann konnten die Backformen in den heißen Ofen im Garten der Schule geschoben werden. So manch einer stöhnte beim Kneten, das sei so anstrengend, Bäcker werde er sicher nicht. Doch die viele Mühe hatte sich gelohnt, eine Stunde später war der große Augenblick gekommen und die Brote konnten aus dem Ofen genommen werden. Unverhohlener Stolz breitete sich auf den Gesichtern der Kinder aus, als sie ihr Werk in Betracht nahmen und untereinander zeigten, was ihnen besonders gut gelungen war.

Diese Kinder haben sowohl den Zeitrahmen als auch die Mühen erlebt, die es kostet, ein Lebensmittel herzustellen, das wir so gedankenlos und selbstverständlich Tag für Tag konsumieren. Das Brot als Urbeispiel der Ernährung. Letzteres als ein Bereich von Dreien, mit denen das Kind im eigenen Leibe eine Behausung finden soll. Weitere sind der Bau und die Kleidung. Auch in diesen Bereichen wird den Kindern an der Freien Waldorfschule Karlsruhe ihre Möglichkeit des Eingreifens in die Welt ganz praktisch an die Hand gegeben und somit das Wissen, nicht ausgeliefert zu sein. Und Achtung und Dankbarkeit dem-gegenüber zu empfinden, was uns die Natur schenkt. Die wunderbare Dokumentation ihrer Arbeit in ihren Heften kann sie vielleicht immer einmal wieder daran erinnern.

Ein besonderes Anliegen der Waldorfpädagogik ist es, Kindern die Welt begreifbar zu machen, sie mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit in diese zu stellen und ihnen ein Gefühl für ihren Platz darin zu vermitteln. In diesem Sinne verbindet sich in der Freien Waldorfschule immer wieder das rein kognitive Lernen mit dem handwerklichen Tun, in welchem das Kind mit den Kräften der Natur in Berührung kommt und sich so im Kind eine wertschätzende Haltung den Selbstverständlichkeiten unseres heutigen Lebens gegenüber entwickeln kann.

In der Karlsruher Waldorfschule findet am 8. Dezember, 19 Uhr, ein stimmungsvolles Weihnachtskonzert im Festsaal der Schule statt. Die Ensembles der Mittel- und Oberstufe spielen eine abwechslungsreiche Mischung aus weihnachtlichen, nachdenklichen aber auch fröhlichen Musikstücken, die sich die Schüler in den letzten Wochen erarbeitet haben. Der Oberstufenchor, hauptsächlich von Schülern der 9. Klassen gebildet, wagt sich hier zusammen mit dem Schulorchester an ein bedeutendes Kunstwerk der Musikgeschichte heran. Zuhörer sind herzlich eingeladen, sich so auf Weihnachten einstimmen zu lassen.

Und am 9. und 16. Dezember, um 19 Uhr, im neuen Eurythmiesaal spielen Schüler der Klassen 8 bis 12 Klassen bei den Klavierkonzerten „Klassik und Filmmusik“ Stücke von Mendelssohn bis Einauldi sowie bekannte Filmmusik von Starwars bis Matrix.


Redaktion

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