Handwerk spielend erlernen

AWO Kita „les explorateurs“ in Durlach begeistert mit Kinder-Holzwerkstatt

„Wer will fleißige Handwerker sehn, der muss zu uns Kindern gehen.“ Ob Kitakinder oder Menschen, die bereits den beruflichen Ruhestand genießen, das mit Bewegungsgesten untermalte Kinderlied von den fleißigen Handwerkern ist einfach wunderbar und motivierend. Denn das Lied scheint in seiner fröhlichen Schlichtheit zu suggerieren: Jedes Handwerk, vom Bäcker über den Maler bis zum Schreiner, scheint kinderleicht. Doch für manchen Erwachsenen klingt da leider an der ein oder anderen Stelle eine andere Melodie durch, die eigene Lebensballade von den „Zwei linken Händen“ kombiniert.
Ab welchem Alter kann ein Kind handwerkliche Fähigkeiten tatsächlich erlernen? Dass bereits Vierjährige das Werken mit Hammer und Nägeln, mit Feilen an einer Werkbank oder sogar mit einer Säge angst- und gefahrenfrei schaffen, beweist die AWO Kita „les explorateurs – die Entdecker“ am ehemaligen Pfaff-Gelände in Karlsruhe-Durlach seit 2013 mit einem außergewöhnlichen Handwerk-Entdecker-Projekt, der „Kita-Holzwerkstatt mit Herrn Metzger“.
Karl-Ludwig Metzger wohnt direkt neben der Kita, er ist von Beruf promovierter Chemieingenieur und widmet sich, seit er im Ruhestand ist, der Aufgabe mit großer Leidenschaft, pädagogischem Einfühlungsvermögen und großelterlicher Geduld und auch manchmal notwendiger Strenge, Kitakinder ab dem vierten Lebensjahr in die Welt der handwerklichen Holzgestaltung einzuführen. Es ist eine kindergerechte Holzwerkstatt, die er gemeinsam mit den Erzieher/-innen der Kita unter Leitung von Annett Worg eingerichtet hat. Doch ist es keine „als ob Werkstatt“. Es gibt eine echte kleine Werkbank und die Kinder arbeiten mit Werkzeugen für Erwachsene. Das bedeutet auch, wer ein Handwerk spielend lernen will, muss sich auch an Regeln halten, auf die „Meister Metzger“ und die stellvertretende Kitaleiterin Anna-Maria Rau zusammen mit den Kindern diszipliniert achten: Werkzeuge sind kein Spielzeug! Mit ihnen herumfuchteln oder im Werkraum herumrennen geht gar nicht. Mit den Werkzeugen und den verwendeten Werkmaterialien geht man sorgsam um. Besonders wichtig: Man hilft einander. So wird auch am Ende jeder Werkstunde zusammen wieder aufgeräumt.
Es ist überraschend, wie schnell sich die Kids der Kita „explorateurs“ in den zwei Jahren bis zu ihrer Einschulung unter Anleitung von Metzger und im steten Austausch mit den Fachkräften der Kita zu kleinen Handwerker/-innen entwickeln. In der Holzwerkstatt lernen sie nicht nur den Werkstoff Holz und Werkzeuge zu seiner Verarbeitung kennen, sondern auch ihre eigene Feinmotorik auf spielerische Art und Weise zu entwickeln und zu verbessern.
Manchmal entstehen Einzelstücke, bei denen sich jedes Kind handwerklich alleine ausprobieren kann. Zu den Lieblingen zählen jahreszeitlich entsprechende Werkobjekte, wie Weihnachtengel oder Osterhasen aus Holzstücken, die Metzger zum Teil im Wald gesammelt hat. Aber auch gemeinsame Werkstattprodukte stehen auf dem Programm, darunter ein Kita-Kleiderständer für Puppenkleider. Schritt für Schritt steigern sich die Kinder gemeinsam mit ihrem Werkstattleiter im Schwierigkeitsgrad. „Doch nicht das Komplizierte steht im Vordergrund, sondern das Ziel, was jedes der teilnehmenden Kinder, auch die mit Inklusions-Betreuung, in einer Stunde meistern können“, unterstreicht Anna-Maria Rau den pädagogischen Ansatz des Holzwerkstatt-Projektes.
Die Kinder-Holzwerkstatt integriert sich perfekt in das Profil der Kita mit ihrem bilingualen Schwerpunkt und dem naturwissenschaftlichen Profil, als eine Kita der (Selbst-)Entdecker. „Herr Metzger ist eine große Bereicherung für die Kita“, davon sind die pädagogischen Fachkräfte und die Eltern gleichermaßen überzeugt.


Redaktion

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