Geburtstagsparty

Was immer Ihr Kind sich von Herzen wünscht: Sie werden es mögen

Gerhard Spitzer, der bekannte Wiener Verhaltenspädagoge und Autor von Top-Sellern wie „Entspannt Erziehen“ und „Warum zappelt Philipp?“, hat mit seiner humorvollen und konsequent kindgerechten Sichtweise schon zahllosen Eltern zu einem entspannteren Umgang mit ihren Kindern verholfen. Einer breiten Hörerschaft ist Spitzer durch seine Hörfunk-Live-Talks, sowie mit seinem erfolgreichen Seminarkabarett, „Kinder im Tyrannenmodus“ bekannt geworden.

Kinder! Partytime!
Die Kinder freuen sich ja schon so sehr auf die große Sommer-Geburtstagsparty, die wir organisiert haben!“, flötet Sandra S., Mutter der Geschwister Dominik (9) und Celine (7). Letztere wird am nächsten Wochenende schon 8 Jahre alt, ein Geburtstagskind also. „Diesmal“, fährt Mama Sarah mit wachsender Begeisterung in der Stimme fort, „haben wir sogar einen Zauberer engagiert, der versprochen hat, die Kinder so richtig zum Lachen zu bringen!“

Na das ist ja dann toll, denke ich, und kann mir den nächsten spontanen Gedanken nicht verkneifen: Wie jetzt? Bringen es Ihre Sommer-Partykids ohne dieses Zauberwunder etwa nicht zustande, ordentlich abzulachen? Gott sei Dank sind stille Gedanken auch heutzutage noch frei…

Nachdenklich
Doch augenblicklich wird klar, dass auch freie Gedanken manchmal ihren Tribut fordern, vor allem, wenn man nicht aufhören kann, wie ein Verhaltenspädagoge zu denken. Es drängen sich sogleich Blickwinkel auf eine ganz „andere“ Seite manch ausgelassener Kinder-Partytime auf. Professionell organisierte Garten- Party-Großaufgebote, zwecks Amusement der „glücklichen Kids“, scheinen ja momentan ziemlich hip zu sein. Im konkreten Fall frage ich mich jedoch nicht ohne Grund, ob sich tatsächlich allein die Kinder so sehr auf den Event freuen, oder vielleicht eher doch vor allem die Organisatoren?

Nicht unbegründet, Teil 1
„Pfiffig und witzig sind Ihre beiden Lieblinge ja ganz sicher“, beginne ich sehr behutsam Mama Sarah‘s überschwängliche Begeisterung zu hinterfragen, „doch ich habe vor allem Ihre Tochter Celine als sehr introvertiert und zurückhaltend wahrgenommen, sowohl im Gespräch, als auch beim Interagieren in ihrer Schulklasse. Sind Sie eigentlich sicher, dass das Mädchen ihre erste große Kinder-Geburtstags-Kombi- Party, bei der sie plötzlich auch noch zur Hauptperson wird, nicht vielleicht zum Teil als Belastung empfinden könnte? Genauer gefragt: Ist Ihre kleine Tochter auf den fetten Sommer-Rummel auch wirklich vorbereitet? Weiß sie, worauf Sie sich da einlässt?“

Am Wichtigsten erscheint mir aber meine letzte Frage: „Hat Ihre Tochter sich das ursprünglich wirklich selbst gewünscht?“ Auf den fragenden, fast vorwurfsvollen Blick der jungen Mutter war ich natürlich vorbereitet, deshalb versuche ich, meine Zurückhaltung mit sehr konkreten, eigenen Erfahrungen anschaulicher zu begründen…

Nicht unbegründet, Teil 2
Um auch Ihnen, liebe Rhein- Neckar-Kind-Fans deutlicher zu machen, wie begründet meine Zweifel sind, krame ich exklusiv für Sie eine Szene aus meiner Zeit als Gruppenbetreuer heraus. Damals war ich selbst noch ziemlich häufig auf irgendwelchen Kinderpartys als Animateur engagiert. Genau genommen, haben diese besonderen Ereignisse damals sogar zur Entstehung der KiddyCoach- Idee beigetragen. Das Animieren bei zuweilen geradezu monströs großen Kinderpartys hat mir damals sicherlich großen Spaß gemacht. Dabei ist die Aufgabe, inmitten krakeelender Kids drei bis fünf Stunden lang „lustig“ sein zu müssen, nicht selten zu einem wahren „Knochenjob“ ausgeartet. Doch anscheinend ist es zuweilen nicht nur mir alleine so gegangen…

Wie lange noch?
Ich erinnere mich noch gut an den 8-jährigen Jakob, der bei seiner eigenen Mega-Geburtstags-Fete gleich nach einem gemeinsamen Tanzspiel plötzlich hinter mir aufgetaucht ist, um mir mit leicht gequältem Blick zuzuraunen: „Du, dauert das Ganze eigentlich noch lange?“ Auch von Jakobs Geburtstagsparty waren damals alle restlos begeistert gewesen. Vor allem natürlich – welche Überraschung – die Erwachsenen! Doch den schüchternen Buben vorher eingehend nach seinen Wünschen zu befragen, oder gar auf den lauten Narrenrummel einzustimmen, darauf muss wohl irgendjemand vergessen haben. Dass diese Erfahrung damals keineswegs ein Einzelerlebnis war, darf zu guter Letzt auch allen partyfreudigen Eltern, Bezugspersonen und Profi-Lachnummer- Zauberern dieser Welt als Anstoß zum völlig entspannten Nachdenken dienen. Ein wenig möchte ich Ihnen diesmal wieder beim Nachdenken helfen, vor allem, weil es verschiedene Ansätze gibt, die alle verlässlich kindgerecht ausfallen.

Generell darf das heurige Sommer Motto lauten: Viel Spaß – jedoch mit kindgerechtem Maß! Party-Tipps, die Sie mögen werden:

  • Stellen Sie bitte sicher, dass eine eventuell groß angelegte Kinder-Party auch wirklich das ist, was Ihr Kind von sich aus wünschen wurde. Zuweilen ist es nur etwas, das ja bloß alle anderen auch machen.
  • Wenn Sie wirklich selbst für Animation und Kurzweil sorgen wollen, hinterfragen Sie bitte genau, für wen sie es tun und wie viel es Ihrem Kind bringt, bloß zum Zuschauer zu werden.
  • Als sehr hilfreich hat es sich erwiesen, möglichst viele Party – Elemente von den Kindern selbst organisieren zu lassen. Auch den „lustigen“ Teil. Kindliche Kreativität steht hoch im Kurs!
  • Fragen Sie doch abends, gleich nach der ersten Party Ihres Kindes genau nach, was denn wirklich gut gefallen hat, und was nicht.

Ein guter Plan fürs nächste Mal. Viele Kinder wurden sich ihre ganz persönliche Sommer- oder Geburtstags-Party wohl ganz anders vorstellen, als wir Erwachsenen. (zB.: stundenlanges, versunkenes Spiel gemeinsam mit dem engsten Freund) Was immer Ihr Kind sich von Herzen wünscht: Sie werden es mögen.


Redaktion

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