Dunkle Geister im trauten Heim

Glosse über manch böse Folgen winziger baulicher „Denkfehler“ von unserem Wiener Kolumnisten Gerhard Spitzer

Verdachtsfall

Der achtjährige Karl, von Allen daheim nur liebevoll „Charly“ genannt, steht im Verdacht, sich neuerdings als Poltergeist im ansonsten so friedlichen Elternhaus zu betätigen… Aber alles der Reihe nach!
Arnold, Vater des eben erwähnten Geistwesens ist der Mann im Haus! Vielmehr der Mann außer Haus, könnte man sagen, weil der Guteste als g´standener Top-Workaholic andauernd auf Reisen ist! So jedenfalls hat Pfiffikus Charly mir das kürzlich beschrieben. Kindlich-unverschnörkelte Realität würde ich sagen!

Lichtspendende Lücken

Von einem tagelangen Trip mal wieder heimgekehrt, steht Arnold grade unter der Dusche, als der Poltergeist erneut rücksichtslos zuschlägt: Plötzliche totale Finsternis umfängt Paps. Der erste winzige bauliche Denkfehler fällt jetzt erst so richtig auf: Das Bad im Keller hat sowas von keinem Fenster! Nur diesen unangenehm heulenden Turbo-Sauger, der jetzt aber auch keinen Huster mehr von sich gibt! Ein Corona-Fall? Mitnichten! Bloß Lichtschalter-gekoppelt! Und der befindet sich im Flur – außerhalb des Badezimmers… Typischer Fall von KGP: Kein Guter Plan!

Tiefer Fall

Wo waren wir grade? Ach ja! Mitten in abgrundtiefer Finsternis, in die Vater Arnold soeben gestürzt ist. Dabei ist sein tiefer Fall noch gar nicht zu Ende: Vor lauter Schreck lässt der „Dunkelduscher“ das unnötig ressourcen-verschleudernde Duschgel fallen! Im Reflex erwischt der gute Arnie mit dem Ellenbogen den armaturentechnisch größten aller baulichen Denkfehler: Einen Einhandmischer! Ein Mode-Equipment, das alle Wohnraum-Er – und Umbauer heutzutage glauben, haben zu müssen. In Vatis Kabine bläst wegen des letzten Hoppalas jetzt ein mörderisch heißer Dampfstrahl aus dem Brausekopf mitten hinein in die sowieso schon mörderische Finsternis. Yellowstone´s „Old Faithful“ im trauten Heim!
Einhandklumpert lässt grüßen! Tja! Zwei einfache Wasserventile („Hähne“ sagt man nur bei Gas), zumeist viel billiger, dafür aber genauer beim Einstellen, und richtig verwendet, relativ Verbrühungssicher tun‘s ja offenbar auch nicht mehr.
Arnold ist kein jähzorniger Mensch – bei uns in Wien hieße das übrigens „gachgiftig“ – aber jetzt brüllt er vor Zorn dieses „doofe Sch…ding“ an, und sofort danach vor Schmerzen auf. Bei seinem menschlich typischen Abwehrgriff nach oben ist der ohnehin schon geschlagene Mann sich nämlich auch noch mit dem Finger ins rechte Auge gefahren! Autsch! Das brennt mehr, als ein Geysir es je könnte!

Drückender Fall

Auch Charlys Mama, Elin, hat es schon geistreich erwischt: Mitten in einer schwierigen Sitzung hat sie ebenfalls plötzlich im Dunkeln gehockt und keinerlei Chance gehabt, den Schaden sofort zu beheben. Wenn es so finster ist, gelingt nämlich oft nicht mal mehr der sonst so locker-lässige Griff zum Klopapier-Roller. Eine (er)drückende Situation mitten in einer so wichtigen Sitzung. Auch Mom Elin ist arm dran! Wir bedauern auch sie von Herzen!

Wohn-Tipp

Sie ahnen sicher schon meinen aktuellen Wohnen-mit-Charly-Tipp für bauwillige Eltern: Entweder sofort weg mit den Lichtschaltern von den Außenseiten sensibler Orte! Oder, besser schon vorher eure niedlichen Schalterchen poltergeistresistent, also inside-only einplanen!

Macht macht Spaß!

Notorischer Heilpädagoge, der ich nun mal bin, muss ich nicht nur bauliche, sondern auch pädagogische Fragen aufdröseln: Warum machen Kids das so gerne?
Was denkt Charly darüber? „Hey, das macht aber Spaß, wenn ich die lieben, hilflosen Eltern von drinnen fluchen und rummsen höre!“
Ich hingegen denke so: Der kleine Polterer genießt natürlich seine kurze Macht über die, die sich sonst daheim allmächtig aufführen. Aus verhaltenspädagogischer Sicht steckt aber noch mehr dahinter. Das wird klar, wenn man ein klein wenig Statistik betreibt: Wen trifft die „Dunkle Heimsuchung“ am Öftesten? Klar: Vater Arnold! Mit ihm, dem Dauer-Abwesenden will der Bub um jeden Preis Kontakt aufnehmen, sich bemerkbar machen und auf seine kindlich-aktionsorientierte Art sagen: „Papa! Ich bin da! Nimm mich wahr! Posi- oder negativ! Ist mir doch wurscht! Hauptsache, du tust es!“
Oder anders gesagt: „Hab mich jetzt lieb! Egal wie!“

Klar gibt es noch andere geheime Auslöser für solch schändliches Treiben: Kürzlich hat mir die elfjährige Saveria aus Stuttgart eine spannende Erklärung geliefert, warum sie andauernd die Lichter in einem der vier Bade- und „Erleichterungsräume“ des bemerkenswert großen Einfamilienhauses ausknipst.
„Na weil mir das blöde Haus zu groß ist und alle so weit voneinander weg duschen oder kacken!“ Na, wenn das mal nicht eine klare Ansage ist? Das gibt Ihnen, liebe Fans des KARLSRUHER KIND hoffentlich Stoff zum Nachbauen… Verzeihung! Zum Nachdenken, meine ich!
Denken Sie also freudig und offen gemeinsam mit Ihrem(n) Kind(ern) nach, was man in Wohnung, Haus und Garten noch so alles tun kann, um kind- und sogar poltergeistgerecht zu planen. Hören Sie gut zu, was Ihre Kids Ihnen empfehlen!

Sie werden es mögen!


Redaktion

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