Wonnemonat Mai

Kolumne von Eva Unterburg

Grafik: Raphael Becker

Ich bin erstaunt! Musste ich tatsächlich erst auf die 60 zugehen, bevor sich mir die komplette Vielfalt dieses Monats offenbarte? 

Klar war mir schon immer bekannt, dass dieser Frühlingsmonat, der bei uns alles grünen und blühen lässt, südlich des Äquators genau das Gegenteilige tut. 

Und den 1.Mai als Tag der Arbeit kenne ich natürlich auch. Von solchen alten Bauernregeln wie „Fällt Reif am ersten Mai, bringt er im Feld viel Segen herbei“ hörte ich natürlich auch schon.

Aber wussten Sie, dass am 1. Mai Weltlachtag ist? Ich kann also raussuchen, ob ich die Arbeit oder das Lachen feiere oder wahlweise auch den Guerrilla Gardening Day? Vielleicht mag ich ja auch das finnische Frühlingsfest begehen oder mich einen Tag später am Welttag des Thunfischs erfreuen. Zeitgleich findet der Tag der Trüffelpralinen statt und wird dem Kampf- und Feirtag der Arbeitslosen gedacht. Eine schräge Mischung. 

Und ich war mir sicher, dass schon die Dopplung der Ereignisse Muttertag und Jahrestag zur Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai merkwürdig anmutet. 

Während man nur 24 Stunden später in Deutschland den bundesweiten Tag der Kinderbetreuung feiert, legt man in Brasilien mit dem Tag des Orgasmus ganz andere Schwerpunkte. Beide gekoppelt, würde in Deutschland sicherlich entscheidende Impulse für eine steigende Geburtenrate geben. 

Zu meinem absoluten Lieblingsmaitag habe ich soeben den 11-ten auserkoren: in den USA begeht man vermutlich mit vermehrtem Speichelfluss den „Eat What You Want Day“. Ob sich der britische Tag der Gurke am 12. Mai schon bis in den Spreewald rumgesprochen hat?

Kennen Sie die Kalte Sophie? Oder die Heiligen Pankratius, Servatius und Bonifatius? Mit denen ist nicht zu spaßen. Wenn man großes Pflanzenpech hat, kommt es an den Namenstagen dieser Eisheiligen Mitte Mai nämlich zu letzten Nachtfrösten und dann sind die auf den Balkon gestellten Zimmerpflanzen am nächsten Tag recht unvital anzutreffen. „Maienfröste – unnütze Gäste“ – das weiß schon eine alte Bauernregel. 

Es gibt tatsächlich einen Tag der Sammelwütigen: Falls Sie sich angesprochen fühlen, lassen Sie uns den 17.Mai zusammen gebührend begehen. Viel-leicht mit einem gemeinsamen Gang über den Flohmarkt? Um dann am Folgetag, dem Internationalen Museumstag meinen natürlichen Lebensraum zu entdecken. 

Der Tag des Grundgesetzes am 23. Mai fällt mit dem Weltschildkrötentag zusammen. Christi Himmelfahrt und Vatertag am 26. Mai ist doch tatsächlich auch der Tag der Rothaarigen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich gerade einen rothaarigen Papa aus der Kirchenpforte kommen und begleitet von den letzten Orgeltönen auf sein Fahrrad steigen. Vom Abendmahl zum Bierhumpen. 

Dazu passend ist der Tag darauf dann der Tag des Fahrrad-Flickzeugs – Sachen gibt’s! 

Und wer sich nach all der Feierei eines Besseren besinnen mag, kann das am letzten Tag des Wonnemonats Mai tun, dann ist nämlich Weltnichtrauchertag!


Eva

Eva Unterburg

Eva Unterburg schreibt wunderschöne Rezensionen über Kinderbücher und ist langjährige Freundin der Redaktion.

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