Elternzeit – Kolumne von Eva Unterburg

Elternzeit ist etwas, das es zu unserer Zeit noch nicht gab. Nein ich werde jetzt nicht in den „Wir-hatten-ja-nichts“-Modus verfallen, denn das stimmt ja nun wirklich nicht. Aber tatsächlich waren unsere Jungs schon groß, als die Elternzeit eingeführt wurde, und so richtig beschäftigt habe ich mich damit nie. Und nun treffen wir im sonnigen Portugal immer wieder junge Familien mit kleinen Kindern.

Und damit meine ich nicht die, deren Nachwuchs schon mit eigenem Surfbrett im Atlantik unterwegs ist, der mit dem Fahrrad seine abendliche Runde dreht und abenteuerliche Kletterpartien bestreitet, wo mir angst und bange wird. Und der vermutlich momentan keine Ferien hat… Merkwürdig, die Sache mit der Schulpflicht scheint irgendwie nicht flächendeckend zu sein.

Nein ich meine die achtmonatigen Knuddelkinder, die einjährigen Erstläufer und ihre dreijährigen Geschwister. Ich meine die jungen agilen Väter und die aufgeräumt fröhlichen Mütter, die scheinbar mühelos den Campingalltag mit zwei Kleinkindern bestreiten. Die entzückend liebevoll sich ein Loch in den Bauch fragen lassen und am Abend mit ihren Kleinen zur Dusche wandeln, um kurz darauf mit einem frisch duftenden Mummelchen in Badetuchraupenformat auf dem Arm im Campingbusbett zu verschwinden. Die Eltern, die den Mittagsschlaf gemeinsam mit den Kleinen auf dem Bauch in der sanft schaukelnden Hängematte verbringen, die allmorgendlich die komplette Familie mit Sonnenmilch versorgen, Ausflüge mit dem Boot machen inklusive einem Baby im Tragetuch und einem vollbepackten Buggy, der nach hinten zu kippen droht, wenn er losgelassen wird.

Es ist schön, diesen Familien zuzusehen, denn sie sind wirklich tiefenentspannt. Und es ist schön, wieder einmal so begeistert in Kinderherzen geschlossen zu werden, die schönsten Muschelschätze gezeigt zu bekommen, sehr ausführlich nach dem Procedere der Chemietoilette befragt zu werden und allein durch einen morgendlichen Winkegruß schon mit einem glucksenden Babylachen belohnt zu werden. Da fängt der Tag gleich richtig an.

Die neugierig befragten Väter antworten auf ihre Erfahrungen mit der Elternzeit nur Gutes. Wo sie beim ersten Kind lediglich die allabendlichen Unglücksphasen mitbekamen, freuen sie sich heute an den ausgeschlafenen und satten Glücksstunden ihrer zweiten oder dritten Säuglinge. Wo es früher in den Firmen noch lange Gesichter in den Chefetagen gab, setzt sich jetzt offenbar ein anderer Geist durch. Wer für einige Monate den stressigen Alltag mit einem Säugling gemeistert hat, der kommt hochmotiviert in den Job zurück. So denken offenbar inzwischen so manche Vorgesetzten – was allerdings auch eine etwas schräge Sichtweise ist.

Insgeheim beneide ich die Familien um diese Auszeit, ob zu Hause oder wie hier im Urlaub verbracht. Die hätten wir auch gerne gehabt, aber wir nehmen unsere Elternzeit einfach jetzt und freuen uns ein Loch in den Bauch, wenn unsere Jungs ab und an via Facetime zugeschaltet sind.


Eva

Eva Unterburg

Eva Unterburg schreibt wunderschöne Rezensionen über Kinderbücher und ist langjährige Freundin der Redaktion.

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