„Coronakids“

Dipl.-Päd. Detlef Träbert über ein neues Sachbuch

Foto: Max Fischer / Pexels

Wir können nicht warten“ (S. 14), heißt es in dem hochaktuellen und sogar fesselnden Sachbuch „Coronakids“ von Nicole Strüber, Neurobiologin, Wissenschaftsautorin und Mutter. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt in der 5., der Omikron-Welle, ist dieses Buch wichtig für Eltern.

Im ersten Kapitel werden die aktuellen und Besorgnis erregenden Befunde zu den Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche zusammengefasst. Danach geht es um die Entwicklung des Gehirns bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen bis hin zu der Tatsache, dass ihre Vernunft erst in den späten zwanziger Jahren ihres Lebens ausreift. Das im Zentrum des Buches platzierte dritte Kapitel zeigt auf, wie die Pandemie-Erfahrungen unserer Kinder ihre Entwicklung beeinflussen. Dabei wird deutlich, dass nicht alleine Corona für negative Auswirkungen sorgt, sondern auch das Verhalten der Erwachsenen in diesem Dauerstress.

Wie wirkt es auf ein Baby, in Mamas Arm zu sein, aber ihre Aufmerksamkeit mit dem Laptop teilen zu müssen? Was macht der pandemiebedingt frühere und längere Gebrauch digitaler Medien mit den Kindern? Welche Folgen hat die fehlende Nähe zu den Gleichaltrigen für Jugendliche? Wie effektiv kann das schulische Lernen sein, wenn es teilweise auf Distanz und ansonsten mit Masken geschieht? Solche und viele weitere derartige Fragen werden im Spiegel aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse diskutiert.

Die Kapitel vier und fünf schließlich geben Auskunft darüber, wie wir negative seelische Folgen für unsere Kinder abwenden. Ihre zwangsläufigen Reifungsdefizite erfordern es, Erfahrungen nachholen zu können; dazu brauchen sie verständige Eltern. Verständnis für das Kind setzt allerdings Verständnis für uns selbst voraus. Wir brauchen also Fähigkeiten, um unseren eigenen Stress zu überwinden, z.B. Entspannungstechniken und gewaltfreie Kommunikation. Wir müssen lernen, trotz eigenem Stress das familiäre Klima emotional warm und das Miteinander aktiv zu gestalten. Je mehr Geborgenheit und Einfühlungsvermögen wir aufzubringen in der Lage sind, desto besser. Unsere Kinder brauchen das Gefühl von Sicherheit und benötigen vor allem das Spielen, um wieder positive soziale Erfahrungen machen und auf dieser Grundlage besser lernen zu können. Leistungsdruck auch seitens der Schule jedoch wäre kontraproduktiv.

Dipl.-Päd. Detlef Träbert

Ein eigenes Kapitel widmet die Autorin Familien mit Integrationsschwierigkeiten und internen Konflikten. Sie haben besondere Probleme zu meistern und benötigen konkreten Beistand, den unser Sozialsystem in viel zu geringem Ausmaß zur Verfügung stellt – die soziale Schere könnte sich also noch weiter öffnen. Welche Maßnahmen hilfreich wären, benennt Nicole Strüber deutlich, nur deren Umsetzung erfordert wesentlich größere Ressourcen als aktuell vorhanden.

Auf den allerletzten Seiten gewinnt jedoch wieder die Zuversicht Oberhand: Wer unter erschwerten Bedingungen aufwächst, kann an ihnen wachsen. „Und wir müssen uns informieren, versuchen, unsere eigenen Ängste, die sich auch aus Unsicherheit speisen, in Gesprächen mit anderen zu bewältigen. Denn unsere Kinder spüren sie und leiden darunter“ (S. 152). Familien, in denen Eltern viel mit ihren Kindern reden, schaffen es leichter, Zuversicht aufzubauen. 

„Coronakids“ ist ein ausgesprochen ermutigendes, hilfreiches, kompaktes Buch und wunderbar allgemeinverständlich geschrieben – genau das Richtige für diese schwierige Zeit!

Nicole Strüber: Coronakids. Was wir jetzt tun müssen, um unsere Kinder vor den seelischen Folgen der Pandmie zu schützen, Weinheim (Beltz) 2021, 160 S., € 16,- (E-Book: 14,99)


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