Die Mobile Spielaktion des Stadtjugendausschuss e.V. wird 40!

„Lass es mich selber tun und ich verstehe es“

Es dürfte seit Generatio­nen nur wenige Men­schen geben in Karlsruhe, die die Mobile Spielaktion des Stadtjugendausschuss (stja) e.V. nicht kennen. Entweder, weil sie als Kind selbst Mobi­Aktionen besucht oder als Erwachsene mit ihren Kindern die Angebote genutzt haben. Seit 40 Jahren ist der rote Doppeldeckerbus nun in der Fächerstadt unterwegs, der zum Symbol für die Mobile Spielaktion geworden ist. „Die Welt hat sich in diesen 40 Jahren spürbar verändert“, weiß der Leiter der Mobis, Ralf Birkner. Im Gegensatz zu früher könnten Kinder heute nicht mehr unbeobachtet von Erwachsenen spielen oder sich entfalten. Die Mobis stehen mit ihrem Team für eine Philosophie ein, die schon vor über 2000 Jahren von Konfuzius so formuliert wurde: „Lass es mich selber tun und ich verstehe es“.

Die Mobile Spielaktion inszeniert für die Kinder bei Spielaktionen ganz bewusst Möglichkeiten und Freiräume zum Erforschen und Entfalten der eigenen Persönlichkeit. Die „Zutaten“, damit das gelingt, klingen spannend: Zeit, Natur, Matsch, Gebüsch oder Material. „Dann lernen die Kinder wahnsinnig viel“, sagt Birkner. In solchen Spielwelten können sie selbst gestalten, ergänzt er und zieht eine Parallele zu Computerspielen, die für viele Kinder höchstspannend seien. „Das ist deshalb so, weil sie diese Welten auch selbst gestalten können“. Deshalb plädiert er dafür, solche Gestaltungsmöglichkeiten einfach auch draußen anzubieten.
Genau das machen die Mobis bei ihren vielen Aktionen in Stadtteilen, bei den Ferienangeboten oder bei den Schulkooperationen. Die inhaltlichen Grundlagen für die Arbeit finden sich auch im Manifest für das Recht der Kinder auf Spiel und freie, selbstbestimmte Zeit. Ralf Birkner hat das Papier vor vier Jahren gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile geschrieben. Auch die Kinderrechte der Vereinten Nationen spielen eine wichtige Rolle in der Arbeit der Mobis. So können zum Beispiel die Teilnehmenden am 24hLauf für Kinderrechte bestimmen, welches dieser Kinderrechte im darauffolgenden Jahr im Mittelpunkt der Projekte stehen soll.
Insgesamt fünf hauptamtliche Pädagoginnen und Pädagogen in Teil­ und Vollzeit arbeiten bei den Mobis, hinzu kommen zwei Auszubildende und Bundesfreiwillige. Bis etwa 2002 waren die Mobis ganzjährig an 40 Aktionsorten in Karlsruhe vertreten – in jedem Stadtteil, während der Schulzeit und in den Ferien. Die Zahl hat sich durch den Trend zur Ganztagsbetreuung seither um die Hälfte reduziert. Dafür wirken die Mobis nun mit Schulklassen an den Aktionsorten und gestalten große Schulprojekte. So verwandeln sie beispielsweise für eine Woche ein ganzes Schulhaus in eine riesige „Werkstatt des Wissens“, in der spielpädagogische Lernwelten inszeniert werden. Etwa 200 bis 230 Aktionstage im Jahr sind die Mobis unterwegs – Spiel­ und Ferienaktionen, Schulprojekte oder Wochenendaktivitäten zusammengenommen. Eine der bekanntesten Aktivitäten findet sicherlich bei DAS FEST in der zweiten Julihälfte statt. Dann wird die große Wiese im Westteil des Festivalgeländes zu einem riesigen Kreativ­Rummelplatz der Mobis. Weitere sehr große und erfolgreiche Spielaktionen sind das „KinderZirkusFestival“, „KIX“, der atmosphärisch einzigartige „24hLauf für Kinderrechte“ und die Ferienprogramme: „Leben am Wasser“ und „Hüttendorf“.
Ralf Birkner wertet die Tatsache kritisch, dass Kinder heute immer weniger Luft und Freiraum für eigene, nicht vorher­bestimmte Aktivitäten haben. Dabei nimmt er die eigene Zunft nicht aus. Die Pädagogik ist davon getrieben, dass sie den Kindern ständig irgendetwas anbieten muss. „Es gibt unglaublich viele Regeln für Kinder, schaffen wir doch drei Stunden pro Tag Freiraum, wo sie nicht von Erwachsenen gesagt bekommen, was sie tun sollen“, fordert er. Es gehe vor allem um Zufriedenheit, Lebensfreude, Gelassenheit und solidarisches Miteinander unter den Kindern. Oder einfacher ausgedrückt: es geht darum, frei zu sein und zu spielen: sich treiben lassen, einen Hund streicheln, mit Instrumenten Musik erfinden, bei Kerzenschein Geschichten lauschen, sich in der Hängematten langweilen, in die Luft springen vor Glück. Seit 1978 wirkt die Mobile Spielaktion im Spiel mit und für die Kinder. Und wird nicht müde, parteiisch für die Rechte der Kinder und eine kindgemäße Welt zu kämpfen.
Das KARLSRUHER KIND gratuliert zur großartigen und wirklich wichtigen Arbeit!


Redaktion

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