Alines Kolumne: Der intuitive Butter Exzess

Kolumne von Aline Diller

Wer kennt es nicht, du schaust einmal zur Seite, schon löffelt das Einjährige die Butter pur. Drei Kinder darf ich hautnah begleiten und bei keinem wurde die Liebe zur puren Butter im Kleinkindalter ausgelassen. Was also machen? Jedes mal die Butter außer Sichtweite stellen? Brot mit Butter anbieten? Oder vielleicht doch einfach mal machen lassen?

Nach jahrelangem „Nudeln ohne alles“ essen bei meinen Kindern, vielem probieren und wieder ausspucken dürfen, Würgereize und Kränkung meiner Kochkünste, bin ich das erste Mal in einem Podcast auf das intuitive Essen gestoßen. Wie intuitiv essen? Rein mit der Butter, der Schokolade und den Gummibärchen, bis wir ihnen intuitiv in der Schüssel nochmal winken dürfen? Intuitiv essen bedeutet so viel wie eng  in Verbindung mit den eigenen Bedürfnissen des Körpers zu stehen und achtsam auf die Signale dessen zu hören. Also bei Hunger essen. Bei Sättigung aufhören zu essen. Essen auf was ich Lust habe.

Als die Kinder noch unter 2 Jahren waren ist mir das einfach gefallen. Ich startete, wie viele Eltern in der Bedürfnisorientierten Erziehungs-Szene, mit BLW. BWL schon in der frühen Kindheit? Nein, BLW- Baby Led Weaning. Ja, das ist das, bei dem Baby frei entscheiden darf, was es isst, wie viel, was davon in den Mund soll und was davon auf den Boden. Ja, es ist die Form von Ernährung bei der man entweder Hühner unter dem Esstisch versammeln sollte oder ein riesiges Saunahandtuch als Teppich. Und nein, der Saugroboter tut es nicht allein, außer er weist eine eingebaute Häckselfunktion auf.  Warum mir BLW so leicht fiel bei den Kleinen und bei den Großen nicht mehr? Ganz einfach, weil ich sie da noch gestillt habe jede Nacht, und es egal war wie viel am Tag gegessen wurde. Zusätzlich habe ich mit der Muttermilch natürlich alle Vitamine in das Kind bekommen, von denen ich bei den Großen nur träumen kann. Unentspannt wurde ich also, als die tägliche „Nudeln ohne alles“ Debatte auf den Tisch kam und die Haut meiner Kinder immer mehr einer hellweißen Tagliatelle glich. Wir vereinbarten, dass probiert werden muss, um Neues kennenzulernen und es aber sofort ausgespuckt werden darf. Unsere Mittagessen spielten sich somit mehr am Biomülleimer ab als am Tisch, weshalb wir schnell aufgaben und Nudeln ohne alles serviert wurden. Wie kommen wir über die Nudel Phase hinweg?

Ich empfand es schon immer wichtig, dass Kinder auf keinen Fall aufessen müssen. Wie sollen sie sonst lernen, wann man satt ist, wie sich ein satter Bauch anfühlt? Bestimmt nicht, wenn man gezwungen wird weiter zu essen. Ich ging weiter in das Vertrauen in meine Kinder und dachte, sie werden es spüren, was gerade wichtig für ihren Körper ist. 

So war ich ein Schritt näher beim intuitiven Essen.

Weiß man, dass der Magen eines Kleinkindes ca. so groß wie seine eigene geballte Faust ist, wundert man sich nicht, dass Kinder sich für ein einziges Lebensmittel entscheiden, was sie gerade anspricht. Kinder brauchen unglaublich viel Energie. Und schnelle Energie steckt in Kohlenhydraten. Daneben steht der Rohkostteller. Aber der Platz in Kleinkinds Magen ist so begrenzt, dass es den Platz lieber für die Energie nutzt, also Nudeln oder Butter, in seltenen Fällen sogar Nudeln mit Butter. Und der Gamechanger ist Nudeln mit Käse und Butter. Einfach nur wow. Ich habe also erkannt, was mein Kind braucht: schnelle kompakte Energie mit wenig Geschmack. Wir wagten uns in neue Gebiete vor. Ich bat meinem Kind an, ein vorerst weißes Brot (Kohlenhydrate) mit Cashewmus (gesundes Fett) und ein bisschen Honig on Top zu probieren. Es funktionierte. Wir steigerten uns sogar noch vor ins Vollkornbrot-Feld. Lange waren wir dann im Cashewkosmos gefangen, aber mit dem konnte ich schon besser leben.

Was ich damit sagen will: meine Kinder waren teilweise bereit Neues zu probieren, aber keine Lebensmittel, die ihren Bedürfnissen nicht entsprachen.

Genauso mit dem Zucker Thema, oft ist beim Nachfragen nach Süßigkeiten der Hunger schon so groß, der Energieabfall so schnell, dass schnelle Energie gefordert wird. Oft gebe ich dann auch Süßes und kurz danach gibt es noch eine Hand voll  Mandeln oder eine Banane, die genau diese schnelle Energie ergänzt.

Manchmal nutzt es auch dem Kind ein Schritt voraus zu sein, die Mandeln schon auf dem nach Hause Weg zu geben, bevor daheim nach Süßem gequengelt wird.

Ich habe das Gefühl, meine Kinder können intuitiv essen. Und wenn es der 5. Schokopfannkuchen noch sein muss, frage ich kurz: Hör mal auf deinen Bauch, fühlt der sich schon satt an? Oder passt das noch rein? Dann kommen die Kinder ins Spüren und können selbst entscheiden. Und manchmal spürt man es auch erst hinterher, und das darf dann auch sein.

Trauen wir unseren Kindern etwas zu. Sie sind die Bewohner ihres Körpers, nicht wir. Und wenn das Blutbild etwas anderes sagt, gibt es da noch viele Helferlein wie Vitamin B12, Omega3 und Vitamin D, was sich auch super ergänzen lässt.

Und wenn der Rohkostteller jeden Tag auf dem Tisch steht und die Eltern davon naschen als seien es Gummibärchen, dann wird auch irgendwann der ein oder andere Kohlrabi in den Kinderhänden landen. 

Natürlich mit Butter bestrichen.


Aline

Aline Diller

Aline Diller ist Pädagogin und 3-fach Mama aus Karlsruhe. Sie schreibt über Themen rund ums Eltern-Sein.

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