Lustig – Listig?
Das ist so eine Geschichte, das mit dem guten Essen und den noch guteren Kids! Manchmal ist es sogar eine lustige, Tschuldigung, will sagen: eine „listige“ Story. Oft wollen die lieben Kleinen nicht das zu sich nehmen, was wir Erwachsenen wollen! Dann verweigern sie zur Abwechslung gleich gänzlich die Nahrungsaufnahme. Ganz schlimm, wird es, wenn sie im Ultra-Öko-Gemüse bloß unwillig rumstochern und es an die emsige Bio-Küche zurückgehen lassen.
Frechheit, das!
Doch das alles ist erzieherischer Alltag! „No big Deal“, wie die Amis sagen. Bemerkenswert wird es erst, wenn man das Ganze wir dem Blickwinkel der Kinder betrachten …
Dann müssten wir nämlich ordentlich darüber staunen, wie viele erwachsene, intelligente Menschen zu denken scheinen, dass spezielle ernährungstechnische Maßnahmen erst dann allergrößten Erfolg erbrächten, wenn man diverse“ kluge Listigkeiten“ gegenüber seinem Kind einsetzte.
Wie jetzt? So eine Unterstellung ist doch unerhört? Bei Ihnen trifft so etwas niemals zu? Gut so! Dann bitte zurücklehnen und entspannen.
Wir nehmen jetzt nämlich klammheimlich rund um den Familien-Esstisch der sechsköpfigen Familie Röder Platz und hören deren ernährungsbezogener Konversation zu …
Nahrungsergänzungen
Papa Sebastian, zu seinem etwas gelangweilt dahinlöffelnden siebenjährigen Sohnemann, Jonas: „Wenn du jetzt nicht aufisst, mein Junge, dann gibt es morgen kein schönes Wetter!“
Mama Sabrina, Mutter der drei aktuell anwesenden Kids bringt es beim neunjährigen Buben, Marcus, auf den wissenschaftlichen Punkt: „Du musst mehr Klöße essen, damit du groß und stark wirst!
Oma Anette, hat für ihre vierjährige Enkelin Veronika noch den absoluten Klassiker auf Lager, während sie den winzigen, schon lange unwillig verzogenen Mund schubweise und nachdrücklich mit immer weiteren Nahrungs-Häufchen befüllt: „So, jetzt noch ein Löffelchen für Mama!“
Frage: Geht´s noch, Leute? Was sind denn das für alberne Nahrungs-Ergänzungsmittel? Wieso „…ein Löffelchen für Mama?“
Ist ja voll schön, dass dir der Fütter-Modus so viel Spaß macht, liebe Omi, aber wieso dafür deine Enkelin so fies überlisten? Bloß, damit sie brav für ihre geliebte Mama den schon um Hilfe schreienden Hypothalamus ignoriert, der von seinem hohen Sitzplatz im Großhirn schon endlos Sättings-Signale zur Erde, Verzeihung, zum Magen funkt: „Jep! Alter Hypo! Hab dich schon gehört, mein Lieber! Du signalisierest mir, dass absolut nichts mehr geht, aber meine Oma denkt halt, Mami wünsche sich noch Nachschub für dich! Ich versteh´ das zwar nicht die Bohne, aber ich mach dann mal weiter, Tschüß! … ach übrigens, keine Sorge lieber hirnreicher Freund, ich geh´ dann eh kotzen!“
Sockenschuss
Neugierig geworden? Dann lässt das ja noch eine etwas tiefer gehende Betrachtung zu: Zu allem Überfluss scheint Oma Anette nicht zu spüren, dass sie sich mit ihrer großartigen List ´in die eigene Socke schießt´, wie wir Wiener so schön sagen. Wenn sie Klein-Veronikas Essensunwillen andauernd mit der geliebten Mama in Verbindung bringt, verknüpft sie nämlich punktgenau ein ziemlich schlechtes Gefühl mit einer ziemlich “guten Bezugsperson“. Kein besonders prickelnder Plan, Frau Omi! Verhaltensforscher haben für so einen erstaunlichen Vorgang wie üblich sogar schon ein Fachwort kreiert: „Fehlverknüpfung“. Dieses Wort beschreibt nichts anderes, als die Verflechtung eines kindlichen Gefühlszustandes zB „unangenehm“ mit einer bestimmten Person zB: „normalerweise angenehm“, oder einer ansonsten schönen Handlung. So etwas passiert natürlich auch in anderen erzieherischen Hoppala-Situationen, aber nirgends wirkt sich das Phänomen der Fehlverknüpfung so sichtbar und nachhaltig aus, wie bei dem überaus persönlichen Prozess der Nahrungsaufnahme.
Bevor ich Ihnen einige schmackhafte Lösungen zu dieser ganzen Misere serviere, möchte ich erstmal die Nahrungsergänzungen von Mam und Paps Röder restlos zerkauen …
Sebastian, mein Gutester, ich darf dich ernüchtern: Selbst wenn dein Bub, Jonas der langsamste aller Checker unter den kleinen Gemüsemuffeln dieser Welt wäre, er hätte schon lange geschnallt, dass das lokale Wettergeschehen sowas von überhaupt nichts mit seinem Essverhalten zu tun hat!
Dich, liebe Sabrina, darf ich noch rasch darüber aufklären, dass deine typisch mütterliche Absonderung mit dem „groß und stark Werden“, die wahrscheinlich unnötigste Verschwendung heißer Atemluft ist. Für die künftige Größe und Stärke deines Kindes zeichnet nämlich allein die gute alte Genetik verantwortlich. Die Essensmenge zählt bei normalem Lebenswandel daher so gut wie nix.
Überraschung! Alles gut gekaut soweit? Ist klar herausgekommen, dass ich gegen jede Ernährungs-Trickserei bei Kindern bin? Jedoch: Überraschung! Falsch gedacht! Ich liebe Tricks! Und wie! Aber eben nicht die von der fiesen – und nutzlosen – Art. Ich darf Ihnen also gleich einige meiner kindgerechten „Lustig- und Listigkeiten“ anhand eines hoffentlich gut verdaulichen Tippkastens servieren.
Also, Schluss mit all den wenig originellen Überredungsversuchen. Sie werden es mögen!
Tipp
„Ihr eignes Essverhalten als Bezugsperson ist der stärkste aller „Tricks“: Wenn Sie selber etwas mit Begeisterung essen, wird Ihr Kind ganz genau beobachten und es Ihnen bald nachmachen wollen.
Mag Ihr Kind eine bestimmte Speise nicht vollständig aufessen, bieten sie ihm am Tisch auch nichts anderes an. Akzeptieren Sie die Ablehnung und machen Sie daraus kein großes Thema.
Versuchen Sie, die Zutat in gleicher Form oder leicht abgewandelt bald noch mal anzubieten, bevor Sie sie ganz aus Ihrem Ernährungsplan streichen.
Größentrick: Bei kleinern Kindern kommt es oft auf die Schnittgröße an: Variationen gefragt.
Erfolg in Sicht! Die fieseste List aus meiner persönlichen Trickkiste: „Misch-Masch“! Schon mal probiert, zB einen Gemüsestick mit einem kleinen Klecks Lieblings-Pudding zu krönen? Schauen Sie mal, was bei diesem „ekleigen“ Experiment passiert!“