Sexualaufklärung bei Kindern beginnen sollte und welche Folgen es haben kann, wenn wir Kinder nicht aufklären. Wenn ihr meine Kolumne regelmäßig lest, wisst ihr bereits, dass es meiner Meinung nach keinen „Tag X“ geben sollte, an dem das Thema „Sex“ auf den Tisch kommt, sondern dass wir von Geburt an eine Atmosphäre des Vertrauens, der offenen Kommunikation und der schamfreien Information schaffen sollten, damit Kinder von sich aus Fragen stellen wollen und sich ernst genommen fühlen. Grundlage von sexueller Aufklärung ist dabei immer die Beziehungsfähigkeit sowie der Zugang zum eigenen Körper. In meiner heutigen Kolumne möchte ich einen Blick auf das Körperbild von Kindern werfen und darauf, wie Erwachsene sie dabei unterstützen können, ein gesundes Körperbild zu entwickeln.
Ein gutes Körpergefühl spielt in der Entwicklung von Kindern eine wesentliche Rolle und hat einen erheblichen Einfluss auf ihre Einstellung und ihren Zugang zur eigenen Sexualität. Zunächst möchte ich einen Blick auf die Entwicklung des Körperbewusstseins bei Kindern werfen. Dieser Prozess wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, beispielweise spielen Sinneswahrnehmungen (Tast- und Berührsinn, Gleichgewichtssinn) eine wichtige Rolle, um ein Bewusstsein für den eigene Körper zu entwickeln. Auch die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu lernen „Nein“ zu sagen, sind im Verlauf wichtige Schritte. Durch Bewegung und Motorik erkunden Kinder nicht nur die Welt, sondern auch ihre eigenen Grenzen: Die Selbstwahrnehmung wird bei der Selbsterkundung des Körpers entwickelt, weswegen wir Kinder immer darin bestärken sollten, ihren eigenen Körper zu erkunden. Auch die eigene Körpersprache kann so entwickelt werden, hierzu zählen Mimik, Gestik oder Körperhaltung.
Für die Entwicklung eines guten Köpergefühls ist außerdem die soziale Interaktion in Gruppen wichtig, um ein Bewusstsein für sich selbst, aber auch im Vergleich zu anderen, zu erlangen. Neben Medieneinflüssen und kulturellen Einflüssen spielt die emotionale Entwicklung ebenso eine wichtige Rolle, wie das eigene Selbstwertgefühl. Wie Kinder ihre Emotionen wahrnehmen und integrieren können, ist für ihr Körperempfinden sehr wichtig. Und auch die Art und Weise, wie Kinder sich selbst sehen, beeinflusst ihr Körperbewusstsein. Positive Selbstbilder fördern in der Regel ein gesundes Körperbewusstsein und ein starkes Selbstwertgefühl ermöglichen es Kindern, ihren Körper als etwas Positives und Wertvolles zu betrachten.
Die Entwicklung des Körperbildes zu begleiten und zu fördern ist also wesentlicher Bestandteil, um Kindern ein positives Selbstbild und eine spätere lustvolle Sexualität zu ermöglichen. In einer Welt, in der Schönheitsideale oft von unwirklichen Standards geprägt sind, wird die Förderung eines gesunden Körperbilds bei Kindern zu einer entscheidenden Aufgabe für Eltern, Erziehungsberechtigte und die Gesellschaft insgesamt. Eine offene Kommunikation über den Körper ist entscheidend. Kinder sollten ermutigt werden, Fragen zu stellen und ihre Gefühle auszudrücken. Eltern spielen eine Schlüsselrolle dabei, eine sichere und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der Kinder offen über ihren Körper sprechen können, ohne Angst vor Urteilen. Ein gesundes Körperbild erfordert außerdem die Akzeptanz von Vielfalt. Aus meiner Sicht spielen vor allem diese Punkte dabei eine wesentliche Rolle:
1. Vielfalt als Norm betonen
Kinder müssen verstehen, dass es nicht „den einen richtigen Körper“ gibt. Vielfalt ist die Norm und Schönheit liegt in der Verschiedenheit.
2. Medienkompetenz entwickeln
Kinder müssen lernen, Medien kritisch zu hinterfragen und unrealistischen Standards zu widerstehen. Eltern können dazu beitragen, indem sie gemeinsam mit ihren Kindern Medieninhalte analysieren und diskutieren.
3. Selbstliebe durch Selbstpflege fördern
Kinder sollten lernen, für ihre körperliche und emotionale Gesundheit zu sorgen. Dies kann durch einfache Aktivitäten wie gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und die Freude an Bewegung erreicht werden.
4. Stärkung des Selbstwertgefühls
Das Selbstwertgefühl spielt eine Schlüsselrolle beim Aufbau eines positiven Körperbilds. Eltern können die Selbstachtung ihrer Kinder stärken, indem sie positive Bestätigungen geben, ihre Bemühungen anerkennen und ein unterstützendes Umfeld schaffen, in dem Kinder ihre Stärken erkennen können.
5. Rollenvorbilder und Vielfalt in den Medien
Die Auswahl von positiven Rollenvorbildern und die Betonung von Diversität in den Medien tragen dazu bei, realistische Erwartungen zu schaffen. Kinder sollten dazu ermutigt werden, ihre Einzigartigkeit zu feiern und Stereotypen zu hinterfragen.
6. Achtsamkeit und Körperakzeptanz
Den eigenen Körper zu akzeptieren ist viel wichtiger, als ihn jeden Tag zu lieben – dieses Ziel erreichen selbst viele Erwachsene nicht. Wenn wir Kinder von klein auf dabei unterstützen, ihren Körper so anzunehmen, wie er ist, wird es ihnen im Laufe des Lebens einfacher fallen. Achtsamkeitsübungen können Kindern dabei helfen, eine positive Verbindung zu ihrem Körper aufzubauen.
7. Eltern als Vorbilder
Eltern sind die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder. Ihre eigene Körperakzeptanz und -liebe prägt maßgeblich die Einstellung ihrer Kinder. Eltern sollten bewusst ihre eigene Selbstliebe pflegen und diesen positiven Einfluss an ihre Kinder weitergeben.
Die Förderung eines positiven Körpergefühls erleichtert es, eine positive sexuelle Aufklärung zu ermöglichen und Kinder auf diesem Weg bestmöglich zu begleiten. Kinder, die sich sicher und akzeptiert fühlen, werden auch im Erwachsenenalter ihre Grenzen in Bezug auf ihren Körper erkennen und diese kommunizieren. Kinder lernen schon von klein auf, dass sie die Grenzen für ihren Körper setzen und diese niemand überschreiten darf.
Ein positives Körperbild ist somit nicht nur ausschlaggebend für das gegenwärtige Wohlbefinden von Kindern, sondern legt auch den Grundstein für ein selbstbewusstes und erfülltes Leben.