Von Saharasand und Champagnersteinen

Tourismusgemeinschaft Albtal Plus e.V.

Steine sind hart, kalt – und meistens langweilig. So denken viele, die noch nie mit Andreas Megerle unterwegs waren. Denn der Geograf und Landschaftsexperte aus Waldbronn bringt Steine zum Sprechen, sogar einem gewöhnlichen Schotterweg entlockt er spannende Geschichten. Nun hat er sieben Touren im Albtal zusammengestellt, auf denen jeder die Welt der Steine mit Hilfe von Geobroschüren selbst erkunden kann.

„Steine“, sagt Andreas Megerle, „gestalten nicht nur Landschaften Sie bestimmen, welche Pflanzen dort wachsen, welche Tiere einen Lebensraum darin finden. Und einst entschieden sie über Armut und Reichtum und wo wir Menschen uns angesiedelt haben.“ Letztendlich sind sie Grundsteine unserer Kulturgeschichte. Keine dieser Geschichten gleicht der anderen. So schrieben Badischer Bausandstein und fruchtbarer Löss in Ettlingen seit der Römerzeit Kulturgeschichte, in Bad Herrenalb machen Gesteine gleich drei Erdzeitalter sichtbar, und in Karlsbad erzählen sie vom Übergang der Wüste zum Meer, denn vor 245 Millionen Jahren lag der Schwarzwald auf der Höhe der heutigen Sahara. Was die Gesteinsvielfalt angeht, sei das Albtal ein Abbild des Schwarzwalds in klein, betont der Geograf. „Die gemeinsame Schnittmenge ist der Buntsandstein.“

Manchmal verändert Gestein die Landschaft quasi im Minutentakt, wie das Beispiel Dobel zeigt. Gegenüber der Haltestelle Dreimarkstein führt ein Waldweg zu einem Aufschluss. So nennt man die Fenster in die Erdgeschichte, an denen Gesteinsschichten unverhüllt sichtbar werden – in diesem Fall Plattensandstein. „Ohne den Plattensandstein würde es Dobel und andere Höhenorte im Albtal gar nicht geben, denn er ist sehr fruchtbar“, erklärt Andreas Megerle. Gleichzeitig führte er früher – trotz reichlich Niederschlag – zu Wassermangel, denn auf dem tonhaltigen Material fließt der Regen an der Oberfläche ab. Metzlinschwand, einst auch eine Rodungssiedlung, wurde deshalb aufgegeben. Geblieben ist nur ein Bauernhof.

Rund 300 Meter weiter steht man plötzlich in einer ganz anderen Landschaft. Eine Felsenburg mit Blockhalde baut sich am Weg auf: der Volzemer Stein. Hier ist der Plattensandstein bereits abgetragen, Geröllsandstein zu Tage getreten: hart, karg, unfruchtbar. „Wir sehen die Ursahara vor uns“, sagt Andreas Megerle. Sand, der zu Stein gepresst wurde. Heidelbeeren, Farne, Weißmoos, Krustenflechten und Birken gedeihen dort – die typische Nordschwarzwaldlandschaft der Grinden. Das sind spärlich bewaldete Felsköpfe, auf denen sich Auerhahn und Kreuzotter wohlfühlen. Ohne diese für die Landwirtschaft „verlorenen“ Geröllsandstein- Gebiete wäre der Nationalpark kaum denkbar gewesen. Einige der Felsbrocken sind voller winziger funkelnder Quarzkristalle. Champagnersteine werden sie auch genannt.

Es gibt Steine wie der harte Granit, der das versickernde Wasser nicht in die Tiefe lässt, sodass es sich andere Wege sucht und als Quelle wieder hervortritt. Gebiete mit oder ohne Quellwasser entschieden früher darüber, ob ein Bauer reich oder arm war. Und es gibt Steine, die gehören nicht in den Schwarzwald. Jeder Wanderer kennt sie: Muschelkalk, mit dem Wege geschottert sind. Er ist billig und strapazierfähig, kommt hier ursprünglich aber so gut wie gar nicht vor. Und er verändert die Landschaft. Plötzlich gedeihen in seinem Umfeld Gänsedistel, Huflattich und kalkliebende Orchideen, Weinbergschnecken sind eingewandert. Für den Geograf ein Verbrechen. „Wenn das so weitergeht, wird aus dem Schwarzwald die Schwäbische Alb“, mahnt er.

Apropos Schwäbische Alb: Einst war der Schwarzwald ein Hochgebirge, „und eine Zeitlang hatten wir hier den Albtrauf“, sagt Andreas Megerle. „Bald“ würde der auch auf der Alb verschwunden sein. Selbst kaltes, totes Gestein ist also ständig im Wandel. Und die Reise durch Millionen Jahre Erdgeschichte im Albtal wie anderswo immer nur eine Momentaufnahme – groß wie ein Epos und spannend wie ein Krimi.

Gut zu wissen:

Die einzelnen GeoTour-Broschüren zu Dobel, Bad Herrenalb, Ettlingen,

Marxzell, Waldbronn, Straubenhardt und Karlsbad zur individuellen

Nutzung gibt es kostenlos bei den Tourist-Infos und in den Rathäusern der Albtalgemeinden. Das gesamte Set inkl. GeoBox mit Originalsteinen sowie einer Kompaktbroschüre mit Hintergrundinformationen kostet 12,50 € und ist ebenfalls in den Tourist-Infos und Rathäusern erhältlich. Geotouren und Erlebniswan derungen mit Andreas Megerle sind für Kinder und Erwachsene spannend; Informationen und Buchung unter:

www.erlebnissuedwest.de 

www.albtal-tourismus.de


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