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14 Ausgabe 9 September 2019 kindGereCht Wohnen Politik muss an dem Thema dranbleiben Betrachtungen zum Thema „Wohnen mit Kindern“ unserer Karlsruher Autorin Sarah Nagel Endlich viel Platz zum Spielen! „Bezahlbarer Wohnraum auf der To-Do-Liste“ Volkswohnung für künftige Herausforderungen gut aufgestellt Geschäftsführer der Volkswohnung Stefan Storz (links) und Baubürgermeister Daniel Fluhrer Rund 40 Musterhäuser von mehr als 30 Herstellern Dienstag bis Sonntag 10 -17 Uhr • Eintritt frei • www.deutsches-fertighaus-center.de Wer hart arbeitet, kann sich ein Häuschen oder eine angemessene Wohnung mitAnbindung an Infrastruktur leisten.Dennsie/er hatfleißig gespart und bekommt ordentlich Zinsen. Damit kann er eine ausreichendeAnzahlung leisten. Der Kredit ist innerhalb von 25, vielleicht 30 Jahren abbezahlt. Zur Rente sitzt man glücklich in seinen eigenen vier Wänden – und hat sogar noch etwas, das man seinem Nachwuchs vererben kann. Doch Pustekuchen! Auf das, was jahrzehntelang gegolten hat, können sich heute junge Familien in Karlsruhe und anderswo ganz und gar nichtmehr verlassen. Kaufen in der Stadt oder im Vorort ist im Grunde nur noch etwas für Reiche; die Mietalternative schreckt ebenfalls mit hohen Kosten ab. Statistisch gesehen, lebt eine Familie mit zwei Kindern in Deutschland im Eigentum auf rund 138 Quadratmetern, zur Miete auf etwa 97 Quadratmetern. Jemand, der zuletzt hoffnungsvoll einen Blick auf aktuelle Immobilienangebote geworfen hat, war schnell ernüchtert. Die wenigen Offerten zeigen: Für eine 100 qm-Mietswohnung müssen in Karlsruhe je nach Lage und Modernisierungsgrad ab 900 EuroKaltmiete aufwärts hingeblättert werden. Wer sich nach einem eigenen Häuschen sehnt, sollte lieber den Lottogewinn oder das Erbe abwarten. Die durchschnittlichen Preise (und die Preissteigerung) sorgen für Schnappatmung: Hätte man 2011 für ein 150 qm-Haus laut des Spiegels einer Immobilienbörse noch 2427,99 Euro pro qm bezahlt, sind es 2019 bisher 4499,25 Euro. Immer unverschämtere Angebote tauchen auf dem Markt auf: Ein freistehendes Einfamilienhaus im Vorort, 140 qm Wohnfläche und 250 qm Grundstück, lag zum Beispiel bei 800.000Euro;eineWohnung in der Südweststadt, 75 qm, drei Zimmer, bei 589.000 Euro. Dabei stagniert das Einkommen vergleichsweise. KeinWunder, dassdieVerzweiflung langsam überhand nimmt. Schließlich wird das Problem auch noch dadurch verschärft, dass die Bevölkerung wächst: 2017 wurden im Landkreis zum Beispiel 1729Wohnungen neu gebaut – allerdings sind auch rund 14 000 Menschen neu zugezogen. Wo gibt es noch bezahlbaren Wohnraum? Und was tut sich in Karlsruhe konkret, um diesem Mangel entgegenzuwirken? Beim Liegenschaftsamt der Stadt nachgefragt, nahm es zum Thema folgendermaßen Stellung: „Verschiedene Förderprogramme der Stadt wie das Karlsruher Wohnraumförderungsprogramm (KaWoF), Wohnraum-Mobi und Wohnraum Akquise wirken der Verknappung von Wohnraum in unserer Stadt entgegen. So konnten in den letzten Jahren im Rahmen von KaWoF fast 1.000 Sozialmietwohnungen gemeinsam mit dem Land gefördert werden.“ Wohnraum-Akquise praktiziert die Stadt bereits seit einiger Zeit. Dabei werden Leerstände ausfindig gemacht, mögliche Sanierungskosten teilweise übernommen,undimAustausch für eineMietausfallgarantie auf sechs Jahre gibt es ein zehnjähriges Belegungsrecht.Umbezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wurde zuletzt politisch auch der KaufvonBelegungsrechten thematisiert. Darauf angesprochen erklärt das Liegenschaftsamt: „Die Stadt steht dem Thema Ankauf von Belegungsrechten sehr aufgeschlossen gegenüber. Bei jeder auslaufenden Mietpreis und Belegungsbindung in Karlsruhe wird gemeinsam mit dem Eigentümer geprüft, ob eine Verlängerung möglich ist. Auch freie Wohnungen im Bestandwerdengernegefördert. Von 2014 bis 2018 konnten auf diese Weise bei insgesamt 340 Bestandswohnungen Mietpreis und Belegungsbindungen verlängert oder neu begründet werden.“ Doch solche Maßnahmen sind nicht die einzigen Lösungen. Das Bestehende bestmöglich zu nutzen, ist ein Ansatz. Aber natürlich muss auch neu gebaut werden. Was tut sich in dieser Hinsicht? Seit über 90 Jahren ist die stadteigeneVolkswohnungKarlsruhe dafür zuständig, Bürgerinnen undBürgern bezahlbarenWohnraum zur Verfügung zu stellen (mit 13.200 Mietwohnungen ist sie der größte Vermieter in Karlsruhe).Tatsächlichsindmomentandreigrößere Projekte mit Mietwohnungen im Bau; 237 in Oberreut, 58 in Knielingen 2.0 (dort wird die Fertigstellung bis zum 4. Quartal 2019 angestrebt). Außerdem sollen noch 54Wohnungen in derDurlacher Pfinzstraße entstehen. Der Plan ist, bis 2025 insgesamt 1.610 Mietwohnungen zu bauen, von denen mehr als die Hälfte der Mietpreisbindung unterliegen. Des Weiteren gibt es laut Stadtplanungsamt privateWoh- Sarah Nagel Grafik: Günter Land nungsbauprojekte, zum Beispiel in der Weststadt(etwa200 Wohneinheiten), in Knielingen (etwa 70Wohneinheiten) und Grünwinkel (Edelbergstraße, rund 90 Wohneinheiten). Außerdem braucht Karlsruhe natürlich neue Entwicklungsflächen, und darin hat die Stadt Erfahrung. Der City Park im östlichen Teil der Südstadt, bietetmittlerweilePlatz für rund 6.000Menschen;Knielingen2.0 hat Wohnraum für etwa 2.000 Bürger. In der Planungsphase befinden sich größere Projekte in der Nord- und Nordweststadt. Für den Bereich westlich der Erzbergerstraße auf dem ehemals militärisch genutzten Gelände wird aktuell ein Bebauungsplan erarbeitet, der Planrecht für etwa 1.300 Wohneinheiten, NahversorgungundGemeinbedarfseinrichtungen schaffen soll. Für den Bereich derNancystraßein derNordweststadt gilt ähnliches; hier sollen 80 Wohneinheiten, eine Kita und ein Pflegeheim entstehen. Baubeginn wirdinbeidenQuartierenjedoch frühestens etwa 2024 sein. Ob diese Maßnahmen ausreichen, ummehrundvor allembezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wird die Zukunft zeigen. Einessteht fest:DiePolitikmuss andemThemadranbleiben, sich festbeißen – um der heutigen und den Folgegenerationen die Möglichkeit zu verschaffen, im schönen Karlsruhe leben zu können. Ende August stellte die Volkswohnung ihren Geschäftsbericht 2018 vor. Baubürgermeister Daniel Fluhrer war sichtlich erfreut über das sehr erfolgreiche Jahr. „Mit dieser wirtschaftlichen Basis kann die Wohnungsbaugesellschaft auch weiterhin ihrer großen Verantwortung der Sicherung und Schaffung bezahlbareren Wohnraums gerechtwerden“,soFluhrer in seiner kurzen Begrüßungsrede. Auch stellte er die Bedeutung der Volkswohnung für die Stadt Karlsruhe klar. DaskommunaleImmobilienunternehmensteht inersterLinie für bezahlbaren Wohnraum. Dies wird untermauert mit dem Hinweis, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete bei 6,05 Euro pro Quadratmeter liegt, was in der in der Hauptsache denSozialwohnungsbaubetrifft. Hinzu kommen noch Nachhaltigkeit, Kundenzufriedenheit sowie Unterstützungsangebote und die Weiterentwicklung von Quartieren. Familien mit Kindern im Fokus Angesprochen auf bezahlbaren Wohnraum für junge Familien mitKindernundAlleinerziehende musste Geschäftsführer Stefan Storz allerdings einräumen, dass diese Zielgruppen bisher zu kurz kamen. Doch gerade für diese ist es äußerst wichtig, bezahlbare Wohnungen als Angebot zu haben. Dabei sind ökologischeGesichtspunktezu berücksichtigen wie zum Beispiel Spielplätze. Storz sieht es als sehr wichtige Aufgabe an, dieses Klientel in den nächsten Jahren zu bedienen. Neben den erheblichen Investitionen in den Wohnungsneubau – rund 28,2 Millionenin2018–wurden auch30MillionenEuro für Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen ausgegeben. Für das Jahr 2019sindInvestitionenvonrund 65 Millionen Euro vorgesehen. Davon sind 39 Millionen für Neubauvorhaben und rund neun Millionen für Modernisierung vorgesehen. Für Instandhaltungenwerden voraussichtlich22,7 Millionen Euro ausgegeben.


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